Ukraine – Rückblende, Sanktionen, Untergang Deutschland
Die Ukraine militärisch, finanziell und politisch am Ende – Russland erstarkt – der Westen geschwächt – eine Analyse.
Peter Hänseler
Einleitung
ln unserem Artikel «Die Ukraine ist militärisch am Ende» berichteten wir Mitte September über die militärische Situation in der Ukraine. Sie ist und bleibt katastrophal – für die Ukraine. Dazu kommt, dass die USA bereits den Prozess der Verabschiedung eingeleitet haben und sich dem nächsten Blutbad zuwenden.
Die amerikanische und europäische Propaganda liegt dermassen weit von der Realität entfernt, dass selbst die naivsten Medienkonsumenten zu realisieren beginnen: Das Narrativ des Westens stimmt mit den Fakten nicht überein.
Die Situation beginnt dem Westen zu entgleiten. Wir blenden zurück, erörtern die Fehleinschätzungen und Fehlentscheide des Westens und schauen auf die Ergebnisse. Zu den möglichen Konsequenzen werden wir uns später äussern.
Militärische Rückblende
Spezialoperation, um Ukraine zum Verhandeln zu zwingen
Als die russische Spezialoperation am 24. Februar 2022 mit 180.000 Soldaten begann, war es das Ziel Russlands, die Ukraine an den Verhandlungstisch zu zwingen. Das gelang und bereits im März verhandelten die Ukraine und Russland in der Türkei. Wenige Wochen später war man sich einig. Der Donbass bleibt Ukrainisch, die Krim russisch und die Ukraine als Ganzes neutral: Keine NATO-Mitgliedschaft.
USA und Grossbritannien verhindern Frieden
Die Menschen in Russland und der Ukraine atmeten auf. Dann flog Boris Johnson, damaliger Premierminister Grossbritanniens, als Herold der USA nach Kiew und überzeugte Selensky davon, dass man die Russen problemlos schlagen könne. Die gesamte NATO werde alles dafür tun, dies zu ermöglichen. Die Ukraine würde mit Geld, Waffen, Söldnern und Logistik unterstützt.
Selbst die Berliner Zeitung gibt in einem Artikel vom 19. November mit dem Titel «Wie die Chance für eine Friedensregelung vertan wurde» zu, dass die Chance für Frieden im April 2022 vertan wurde, nicht von den Russen.
Eine Einsicht, die zu spät kommt.
Fehlinterpretation russischer Kriegstaktik
Als sich die Russen im Herbst 2022 taktisch von der Stadt Cherson und Charkow zurückzogen, um sich für den Winter vorzubereiten, wurde dies vom Westen als Sieg über Russland interpretiert. Die grosse Gegenoffensive würde den Russen den Rest geben und im März stünde man auf der Krim.
Russland begannen die Operation mit 180’000 Soldaten, die Ukraine mit 700’000. Die Russen mobilisierten seither einmal, die Ukrainer ständig. Mit den taktischen Rückzügen gaben sich die Russen Raum und Zeit, um die frischmobilisierten Kräfte in ihre Reihen zu integrieren und auszubilden. Experten sahen dies so – Propagandisten wollten es nicht so sehen.
Katastrophale grosse Gegenoffensive
Die grosse Ukrainische Gegenoffensive wurde seit dem letzten Winter angekündigt, begann jedoch erst um den 10. Mai 2023, ein halbes Jahr nach der Grossankündigung.
Diese lange Zeit nutzten die Russen. Sie befestigen die Frontline mit mindestens drei Befestigungslinien. Eine grosse Leistung. Die Frontlinie beträgt ca. 1’000 km; das entspricht der Distanz von Zürich nach Kopenhagen.
Der viel zu späte Beginn der Gegenoffensive lässt einen an die Schlacht von Kursk im Sommer 1943 erinnern, als die deutsche Wehrmacht den Russen ebenfalls Monate Zeit einräumte und den Russen damit gestattete, sich vorzubereiten.
Ziel der Gegenoffensive war es, die Landbrücke der Russen zur Krim zu überrennen und die Halbinsel dann zurück zu erobern – binnen Wochen.
Das erste Grossereignis der ukrainischen Gegenoffensive war eine komplette Niederlage. Bachmut ging am 20. Mai an die Russen. Eine Stadt von grosser strategischer Bedeutung und für die Logistik der Ukrainer überlebenswichtig. Diese Niederlage wurde vom Westen als lediglich symbolisch bezeichnet, um die Stimmung hochzuhalten.
Den Ukrainern gelang es an keiner Stelle, die erste Verteidigungslinie der Russen zu erreichen, geschweige denn diese zu durchbrechen. Die gesamte Gegenoffensive spielte sich in der Sicherheitszone der Russen ab. Ein Blutbad für die Ukrainer. Militärexperten wie Douglas Macgregor gehen davon aus, dass die Ukrainer seit 2022 über eine halbe Million Tote zu beklagen haben, d.h. insgesamt weit über eine Million Verluste.
Die Gegenoffensive der Ukrainer im Sommer 2023 scheiterte ebenso wie die letzte Offensive der deutschen im Osten 1943 bei Kursk: Beide Angreifer verbluteten an der Frontlinie.
Fehlende Soldaten bei den Ukrainern – das Gegenteil bei den Russen
Die Ukraine kann die Verluste nicht ausgleichen und es scheint, dass nun sogar die USA Druck auf Selenskyj ausüben, mehr Leute zu mobilisieren. Die Alterspalette wird immer absurder: 17- bis 70-jährige sollen an die Front, auch Frauen. Das sind tatsächlich Zustände wie in Deutschland in den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs: Volkssturm.
Bei den Russen sieht es anders aus. Mobilisieren mussten sie nur einmal. Es wurde sehr selektiv vorgegangen. Nur gutausgebildete Soldaten wurden berücksichtigt. Tausende von jungen Männern verliessen Russland, um der Mobilisierung zu entgehen. Sie wurden vom Staat nicht aufgehalten und konnten Russland verlassen. Weise setzte Russland keinen Zwang ein, was die Rückkehrrate bestätigt. Ganz anders in der Ukraine. Wehrfähigen Männern wird seit März 2022 die Ausreise verwehrt.
Ein Freund von mir, der im Sicherheitsbusiness arbeitet, erzählte mir, dass viele pensionierte Militärs um die vierzig, die bei ihm arbeiteten, sich zur Armee zurückmeldeten. Sehr gute Bezahlung, vertrautes Umfeld und die Überzeugung, das Richtige zu tun.
Zwischenergebnis
Den Ukrainern fehlt es an Soldaten. Sie werfen schlecht ausgebildetes Kanonenfutter an die Front. Die westlichen «Wunderwaffen» haben nichts gebracht. Die NATO bereitete die Ukrainer seit 2014 auf einen Krieg vor, den es nicht mehr gibt. Russische Drohnen, welche ein paar Zehntausend kosten, beherrschen das Schlachtfeld, sehen alles und zerstören die westlichen Luxuswaffen, die Millionen kosten. Die Munition im Westen geht aus. Die Russen hatten zu Beginn volle Lager und vervielfachten die Produktion. Sie verschiessen zehnmal mehr Geschosse und können dennoch den Verbrauch ausgleichen. Der Westen parliert und lässt die Ukrainer im Regen stehen. Ein geschundes Volk wird es Boris Johnson danken, dass er den Frieden im April 2022 erfolgreich verhinderte.
Soviel zur militärischen Rückblende. Wie konnte sich der Westen dermassen verrennen?
Geopolitische Einbindung Russlands falsch eingeschätzt
Der kapitalste Fehler, welchen der Westen beging und in der Konsequenz zu vielen weiteren Fehlentscheiden führte, ist in der geopolitischen Fehleinschätzung zu finden. Entgegen allen offensichtlichen und für jeden zugänglichen Fakten, vertrat der Westen die irrige – oder besser irrsinnige – Meinung, die gesamte Weltgemeinschaft sei gegen Russland. Der Westen glaubte an seine eigene russophobe Propaganda, welche bereits ab 2014 systematisch angeheizt wurde.
Die westliche Ignoranz beruhte darauf, dass man auf die Karte der G7 Staaten (Deutschland, Frankreich, Italien Japan, Kanada, Grossbritannien und den USA) schaute und davon ausging, dass der Rest der Welt das machen würde, was der Westen diktierte. Man hatte sich daran gewöhnt, dass 10% der Weltbevölkerung den restlichen 90% die Marschrichtung mitteilen konnten und erwartete Gehorsam.
Es kam anders. Zur grossen Überraschung der USA und der EU machten als erste China und Indien bei den Sanktionen nicht mit. Beide Riesenreiche erklärten dies knapp, klipp und klar.
Mehr noch, die Handelstätigkeiten zwischen Russland, China und Indien erreichten seit 2022 ungeahnte Höhen. Diesem Trend schlossen sich viele andere Staaten des Globalen Südens an.
Das hätte für den Kollektiven Westen keine Überraschung sein dürfen. Doch unverständlicherweise wurden tektonische Verschiebungen in der Geopolitik, eingeleitet etwa durch Organisationen wie BRICS, unterbewertet oder wohl sogar komplett ausser Acht gelassen – auch heute noch.
Der Globale Süden sah den Ukrainekonflikt nicht als imperialistische Machenschaft der Russen, sondern schaute sich die Fakten an und kam zum Schluss, dass dieser Konflikt eine (notwendige) Konsequenz der Nato-Osterweiterung war. Eine faktenbasierte Analyse dieses Konflikts haben wir mehrmals in diesem Blog erörtert, letztmals anlässlich eines Interviews, das ich im Sommer Felix Abt geben durfte.
Neben den G7-Ländern und der EU beteiligten sich schlussendlich nur noch ein paar wenige Verbündete, wie Südkorea und Australien an den Sanktionen.
Dies hielt die Politiker und westliche Medien nicht davon ab, Russland noch im Dezember 2022 als isolierten Staat zu bezeichnen. So log etwa Eric Gujer, Chefredaktor der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), am 19. November 2022:
«Am G-20-Gipfel auf Bali war der Kreml isoliert, weil sich selbst Indien und China von ihm abwandten.»
Eric Gujer, 19. November 2022
Eric Gujer – und auch viele seiner Kollegen – scheinen die Wahrheit zu hassen und lassen sich ständig zu Aussagen hinreissen, die selbst einer kursorischen Überprüfung nicht standhalten. Schwache Menschen hassen die Wahrheit.
Fehlgeschlagene Wirtschaftssanktionen gegen Russland
Die Wirtschaftssanktionen gegen Russland zeitigten Ergebnisse, jedoch nicht die vom Westen beabsichtigten.
Der unmittelbare Sturz von Präsident Putin
Ziel war es, durch den Ausschluss Russlands vom SWIFT-System und der Einfrierung der russischen Fremdwährungsreserven einen unmittelbaren Wirtschaftskollaps im Riesenreich herbeizuführen, welcher seinerseits zu einem Sturz Präsident Putins führen sollte.
Die Nervosität in der russischen Bevölkerung dauerte ziemlich genau 24 Stunden. Die russische Zentralbank stellte innert Stunden Liquidität zur Verfügung, erhöhte den Leitzins auf 20% und stattete die gesamte Bevölkerung innert Tagen mit neuen Kreditkarten aus, die nicht mehr auf VISA oder Master Card lauteten, sondern auf MIR, dem neuen russischen Zahlungssystem.
Die Unruhe in der Bevölkerung war vorbei und Präsident Putin und seine Mannschaft wurden von der russischen Bevölkerung zu Recht für die schnelle, effektive und effiziente Reaktion mit Zustimmung und Respekt entschädigt.
Sanktionssturm
Alles was der Westen sanktionieren konnte, wurde nun sanktioniert. Innert Monaten wurden Tausende Sanktionen gegen Russland verhängt und man war sich einmal mehr sicher, dass Russland innert Monaten in die Knie gezwungen würde.
Zahllose westliche Marken verliessen Russland, wie etwa McDonalds, Apple, BMW, Mercedes, Modehäuser. Die Exporte nach Russland wurden untersagt. Gespannt wartete der Westen zum zweiten Mal auf den Kollaps. Wieder kam es anders.
Das gesamte Filialnetz von MacDonalds wurde von einem reichen Russen übernommen, heisst jetzt «Vkusna i tochka!», was übersetzt etwa «Schmackhaft und Punkt!» heisst, und hat sich innert Monaten in Russland wieder etabliert. 2021 machte MacDonalds in Russland in 850 «Restaurants» 8% seines weltweiten Umsatzes. – Jetzt macht das Geschäft ein Russe.
Die Preise von Apple Produkten schossen um 250% in die Höhe – ein paar Monate später waren die Preise wieder auf westlichem Niveau. BMW und Mercedes kann man wieder kaufen, wenn auch überteuert. Grosse Chinesische Luxusmarken zu unschlagbaren Preisen beherrschen jetzt das Strassenbild.
In Lebensmittelmärkten erhält man jede Marke dieser Welt zu günstigen Preisen. Importiert wird etwa über Kasachstan, Dubai, Armenien, die Türkei und über afrikanische Länder.
Hier ein Beispiel dafür, dass die Öde in russischen Supermärkten eine komplette Mär ist. Der YouTube-Kanal «Travelling with Russel» publiziert immer wieder Touren durch Läden in Moskau. Dieser Beitrag, der sage und schreibe 47 Minuten dauert, um durch einen Supermarkt zu schreiten, räumt mit der westlichen Propaganda auf.
Den Sanktionssturm hat Russland bestens überlebt, es mangelt an nichts.
Deutschland – das Opfer der Sanktionen
Das grösste Opfer der Sanktionen ist Deutschland. Das ideologisch gefärbte und inkompetente Führungspersonal des ehemaligen Exportweltmeisters hat alles falsch gemacht, was man falsch machen konnte. Aussenpolitisch hat man sich verrannt, indem man nicht nur den russischen Staat, sondern das russische Volk dämonisierte und wie bereits vor zwei Generationen auf den «Endsieg» setzte.
Die deutsche Aussenministerin Baerbock vergiftete nicht nur durch ihre Äusserungen das Klima mit Russland, etwa mit dem Satz «Wir sind im Krieg mit Russland.», sondern erfüllt nicht einmal die Mindestnormen diplomatischen Anstandes.
Man wandte sich – auf Geheiss aus Washington – von der günstigen russischen Energie ab. Als dies für den amerikanischen Geschmack etwas zu zögerlich geschah, explodierte Nord-Stream – die Energiehauptschlagader der deutschen Industrie. Wir haben die Urheberschaft des grössten terroristischen Anschlags auf Deutschland mehrmals erörtert, unter anderem im Artikel «Das Schweigen der Lämmer: Nord Stream Sprengung – Kriegsakt der USA – der Westen schweigt». Die Fakten und der gesunde Menschenverstand verunmöglichen es, die USA nicht als Urheber dieses einer Kriegserklärung gegen Deutschland gleichkommenden Ereignisses anzusehen.
Deutschland steuert auf den industriellen Untergang zu. Das Wirtschaftsministerium wird von einem Kinderbuchautor geführt, der täglich beweist, dass er von Wirtschaft keine Ahnung hat.
Der deutsche Finanzminister wiederum sieht sich gezwungen, fast den gesamten Haushalt zu sperren nachdem höchstrichterlich festgestellt wurde, dass das Budget den gesetzlichen Anforderungen nicht gerecht wird. Damit ist eine wirtschaftliche Rettung Deutschland in weite Ferne gerückt.
Zwischenergebnis
Fakten sind unseres Erachtens die besten Argumente: Wirtschaftswachstum Deutschland 2023: -0.6%. Wirtschaftswachstum Russland 2023: 3.2%. Weitere Diskussionen erübrigen sich.
Fazit
Es ist nicht verwunderlich, dass sich die westlichen Medien dem Nahen Osten zuwenden, um auch dort mit Halbwahrheiten und Zynismus das nächste Blutbad medial zu begleiten: In Russland und in der Ukraine gibt es wahrlich nichts mehr zu verkünden, das dem Gusto der politischen und medialen Kaste des Westens entsprechen würde. Ein geschundenes Volk bleibt zurück, von neokonservativen Briten und Amerikanern in ein Blutbad gerissen, das im April 2022 nach wenigen Wochen hätte beendet werden können.
Neben dem ukrainischen Volk stürzte eine deutsche Regierung – deren Inkompetenz, Aggression und ideologische Verfärbung sprachlos macht – ihr eigenes Volk in eine energetische, wirtschaftliche, finanzielle und diplomatische Sackgasse, aus der sie schwer herauskommen wird; sicher nicht mit dem gegegenwärtigen Führungspersonal, das nicht einmal mehr von den Freunden ernstgenommen wird – geschweige denn von den Feinden.
In einem weiteren Artikel werden wir die vorliegend gesammelten Fakten einordnen und Risiken einer Eskalation beurteilen, auch vor dem Hintergrund einer wirtschaftlichen Situation im Westen, welche ebenfalls auf Wunschdenken fusst – sprich Schulden – statt auf einem gesunden Fundament.
20 Kommentare zu „Ukraine – Rückblende, Sanktionen, Untergang Deutschland“