Eskalation Richtung 3. Weltkrieg – Analyse

Der Weg in einen neuen Weltkrieg erfolgt in kleinen Schritten. Für sich allein werden sie nicht wahrgenommen als das, was sie sind – Mosaiksteine, die den Weg in die Hölle pflastern. Analyse.

Peter Hänseler

Kriegstreiber bei der Arbeit

Einleitung

In diesem Artikel versuchen wir die immer komplexere geopolitische Lage zu erfassen, die sich daraus ergebenden Trends abzuschätzen, um schlussendlich die Gefahrenlage einzuordnen. Das ist ein langer Artikel, welcher sehr anspruchsvoll ist, weil er eine Vielzahl von Fakten und Erwägungen enthält. Trotzdem konnte ich nicht alle Aspekte beschreiben und musste eine Auswahl treffen – auch durch Weglassungen. Ich habe über eine Woche daran gearbeitet und während des Schreibens wurde dieser Artikel immer wieder von neuen Fakten überholt. Der Artikel ist somit lediglich eine Momentaufnahme vom heutigen Tag, dem 17. April 2024.

In einem ersten Schritt beschreiben wir kurz die unseres Erachtens wichtigsten Einzelentwicklungen, welche wie Mosaiksteine das bis vor kurzem herrschende Bild ergänzen. In einem zweiten Schritt erörtern wir die möglichen unmittelbaren Konsequenzen daraus, um dann im dritten Teil die Gesamtlage einzuschätzen. Wir hoffen, dass dieses Vorgehen stringente Schlussforderungen zulässt, sind uns aber bewusst, dass neue Entwicklungen das Gesamtbild sofort wieder verändern können.

Die Mosaiksteine der letzten Wochen

Crokus City – Terroranschlag

Am 22. März verübte eine Gruppe von fünf Männer einen Terroranschlag auf die Crokus City Hall (https://crocus-hall.ru/) nahe der Ringautobahn MKAD in Moskau. Dabei kamen über 140 Menschen ums Leben und weitere 130 wurden verletzt. Einer der Täter konnte am Tatort festgenommen werden. Die übrigen vier Terroristen, welche im gleichen Auto flüchteten, in welchem sie gekommen waren, konnten am nächsten Morgen mit anderen sieben Männern ca. 380 km von Moskau in der Nähe der ukrainischen Grenze festgenommen werden. Inzwischen wurden auch Drahtzieher verhaftet.

Am 7. März publizierte die amerikanische Botschaft in Moskau eine Warnung vor einer Terrorattacke, welche in den nächsten 48 Stunden stattfinden würde. Dies geschah nicht – der Anschlag fand erst am 22. März statt. Minuten nach dem Anschlag liessen die USA verlautbaren, dass sie nichts damit zu tun hätten und eine Beteiligung der Ukraine ebenfalls ausgeschlossen werden könne. Die ISIS stecke dahinter.

Israel greift iranischen Boden an

Am 1. April folgte ein Luftangriff der Israelis auf das Botschaftsgelände Irans in Damaskus. Der Luftangriff zerstörte das Konsulatsgebäude und tötete mindestens sieben Beamte, darunter Mohammed Reza Zahedi, einen hochrangigen Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden (IRGC), einer Eliteeinheit der iranischen Streitkräfte, und den hochrangigen Kommandeur Mohammad Hadi Haji Rahimi, wie das iranische Außenministerium mitteilte.

Der Iran schlägt zurück – und ein weiterer Schlag Israels scheint vor der Türe zu stehen

In der Nacht auf Sonntag schlug der Iran zurück und griff Israel mit über 300 Drohnen und Raketen an.

Militärische Ziele wurden zwar anvisiert, doch ganz bewusst kaum zerstört. Es ging dem Iran wohl vor allem darum, Fähigkeiten eindringlich zu demonstrieren. Der Iran sagt, damit sei die Sache erledigt, falls Israel nicht zurückschlage. Heute scheint es jedoch so, dass die Israelis sich gezwungen fühlen, den Iran direkt anzugreifen. Die USA halten dagegen, aber das wird wohl nichts bewirken.

UNO hat keinen Einfluss mehr auf das Weltgeschehen

Der UN-Sicherheitsrat hat eine Resolution verabschiedet, in der ein sofortiger Waffenstillstand für den Monat Ramadan gefordert wird, die sofortige und bedingungslose Freilassung der Geiseln und «die dringende Notwendigkeit, den Fluss» von Hilfsgütern in den Gazastreifen auszuweiten. Die Resolution wurde mit 14 Stimmen bei Enthaltung der Vereinigten Staaten angenommen. Passiert ist nichts.

Israel tötet Mitglieder von Hilfsorganisationen gezielt und führt den Genozid weiter

Sieben Mitarbeiter der gemeinnützigen Lebensmittelhilfsorganisation World Central Kitchen wurden in der Nacht zum 2. April bei einem israelischen Angriff im Gazastreifen getötet. Die israelischen Behörden «glaubten», dass sich in einem der Fahrzeuge ein Hamas-Führer befunden hätten und sprechen von einem «Fehler». Aufschrei im Westen? – Fehlanzeige.

Janet Yellen warnt China

Auf ihrer mehrtätigen Reise nach China warnte bzw. drohte die amerikanische Finanzministerin Janet Yellen China auf zwei verschiedenen Ebenen: Einerseits kritisierte Yellen die «Überproduktion» der chinesischen Industrie, welche den USA schade. China müsse damit aufhören.

Quelle: YouTube

«China ist jetzt einfach zu groß für den Rest der Welt, um diese enorme Kapazität aufzunehmen. Die Maßnahmen, die die PCR heute ergreift, können die Weltmarktpreise verändern. Und wenn der Weltmarkt von künstlich billigen chinesischen Produkten überschwemmt wird, wird die Lebensfähigkeit amerikanischer und anderer ausländischer Unternehmen in Frage gestellt.»

Janet Yellen

Andererseits beklagte sich Janet Yellen über die Zusammenarbeit Chinas mit Russland.

Präsident Macron gibt den starken Mann

Der Präsident Frankreichs, das innerhalb kürzester Zeit seiner letzten Kolonien in Afrika verlustig ging und selbstverständlich die Russen verantwortlich macht, markiert auf beinahe groteske Art und Weise den starken Mann.

Es ist fraglich, ob er mit diesem Bild die Russen beeindrucken wird, aber zeitgleich mit der Publikation dieses Photoshop-Elaborats kündete er an, französische Truppen – mal spricht er von 2’000 dann von 20’0000 – in die Ukraine zu senden, vor allem um Odessa zu beschützen.

David Cameron weibelt in Brüssel und Washington für den Krieg

Der britische Aussenminister David Cameron versuchte in Brüssel, die NATO-Länder für den Kampf gegen Putin zu mobilisieren. Hier sein Kurzvideo aus Brüssel:

David Cameron, 4. April in Brüssel

In einem seiner neuesten Aufrufe sprach er in Washington davon, dass die Ukraine den Krieg gewinnen könne und müsse. Es brauche nur die Hilfe der USA und der NATO-Länder, da Russland gigantische Verluste erleide.

David Cameron, 11. April in Washington

Schwelbrand in der Moldau

Nicht wahrgenommen wird der Schwelbrand in der Moldau. Dazu hat René Zittlau einen hervorragenden Artikel geschrieben («Die Republik Moldau am Scheideweg – Westlich oder neutral oder vielleicht gar nicht mehr?«). Die Instabilität in der Moldau wird es etwa Frankreich ermöglichen, seine Truppen dort zu stationieren und das kleine und isolierte russische Truppenkontingent in Transnistrien zu drangsalieren – ein weiterer neuer Unruheherd.

Schweizer Friedenskonferenz

Im Juni lädt die Schweiz zu einer Friedenskonferenz betreffend Ukraine. Der Schweizer Bundesrat scheint auf Anweisungen Präsident Selenskis zu arbeiten. 100 Nationen sollen daran teilnehmen. China hat seine Teilnahme noch nicht bestätigt, Russland ist nicht eingeladen. Ein Rohrkrepierer ist vorprogrammiert und ein weiteres Zeichen dafür, dass die Schweiz die geopolitische Lage und deren Kräfte einmal mehr komplett falsch einschätzt.

Eskalationsherd Russland – NATO

Crocus City – Terroranschlag

Jene, welche hinter diesem Anschlag stecken, werden einen hohen Preis bezahlen. Das sagte Präsident Putin bereits am 23. März. Die russischen Behörden untersuchen den Fall akribisch und fast täglich werden neue Personen verhaftet. Russland geht davon aus, dass die Ukraine dahintersteckt und somit würden auch die Geheimdienste MI6 und CIA etwas mit dem Anschlag zu tun haben. Dass die USA diesen Anschlag – wenigstens insgeheim – begrüssen, ergibt sich aus Aussagen von Victoria Nuland und Mark Milley:

Die Aussagen der vor kurzem zurückgetretenen (besser: abgesägten) Victoria Nuland weisen zwar nicht auf eine direkte Beteiligung der USA am Crocus-Anschlag hin, sprechen jedoch Bände: Nuland versprach «einige böse Überraschungen», die den Kreml im Ukraine-Krieg erwarten.

Der Publizist Jimmy Dore legt unter Berufung auf Tony Schaeffer nahe, dass Victoria Nuland wohl hinter dem Anschlag stecke und aufgrund dieser Angelegenheit ihren Job verloren habe. Das mag stimmen, aber wir wissen es nicht.

Kein unwichtiger Wicht, sondern der frühere, hochdekorierte Generalstabschef der Streitkräfte der USA, General Mark Milley, welcher nie echte Feindberührung hatte, rief kurz vor seinem Rücktritt am 4. Dezember 2023 zum Terror gegen Russland auf. Man beachte neben dem Inhalt auch den Ton seiner Äußerung:

Inkompetenter Schreihals – Mark Milley

«Es sollte keinen Russen geben, der schlafen geht, ohne sich zu fragen, ob ihm mitten in der Nacht die Kehle aufgeschlitzt wird». […] Man muss dorthin zurückkehren und eine Kampagne hinter den Linien starten.»

Washington Post, 4. Dezember 2023

Russlands Kriegsführung ändert sich

Seit Februar 2022 sah Russland davon ab, die ukrainische Führung und die Infrastruktur der Ukraine anzugreifen. Diese Zurückhaltung ist Geschichte. Jene, welche hinter dem Anschlag in Moskau stecken, werden identifiziert und liquidiert. Gestern ging das Gerücht um, Kyrylo Budanow, der Direktor des Militärnachrichtendienstes der Ukraine, sei bei einem russischen Angriff umgekommen; ob dies zutrifft, ist bis jetzt nicht zu klar. Ob Präsident Selenski auch zu dieser Gruppe gehören wird, weiss ich nicht. Diesen Entscheid wird der Kreml hinter verschlossenen Türen fällen. Herr Selenski weiss selbst am besten, ob und inwieweit er darin verwickelt war.

Terror wird angewendet, wenn andere Mittel versagen. Es ist regelmässig ein Akt der Desperation, um einen Gegner zu schädigen, welcher mit normalen Mitteln – hier militärische – nicht zu bezwingen ist. Die Ukraine ist militärisch am Ende; unseres Erachtens seit letztem September, aber ganz sicher seit dem Fall von Avdievka.

Ziel von Terror ist es, die betroffene Bevölkerung in Angst und Schrecken zu versetzen, die Gesellschaft zu schwächen und negativ zu verändern. 9/11 ist das beste Beispiel dafür, was ein solches Blutbad mit einer Gesellschaft machen kann: Kein Ereignis in diesem Jahrhundert hat eine Gesellschaft und das Leben im Westen negativer verändert.

Die Terrorattacke auf Besucher im Crocus-Einkaufs- und Unterhaltungszentrum im Nordwesten Moskaus war menschenverachtend, wird jedoch nicht den von den Planern erhofften Effekt auf die Gesellschaft haben. Die Russen wurden dadurch nicht verängstigt, sondern sind wütend. Ich lebe in Moskau – weder das Strassenbild, die Anzahl an Sicherheitskräften noch die Einstellung der Russen hat sich seit dem Anschlag verändert. Ich spaziere jeden Tag zwei Stunden und sehe weniger Polizisten als in Zürich.

Militärische Situation

Schaut man sich die militärische Situation an der langen Frontline an, so beschleunigt sich die Zersetzung der ukrainischen Armee seit dem Fall von Avdievka. Auf der gesamten Front rücken die russischen Truppen langsam, aber konstant vor.

Die russischen Streitkräfte konzentrieren ihre Angriffe mit FAB-Bomben, Raketen und Drohnen neben der Front auf kriegswichtige Industrieobjekte in Charkow, Odessa und anderen Orten, wobei die Energieversorgung in Charkow zeitweise bereits komplett ausfällt. Auf vierspurigen Autobahnen sieht man Bilder, wie Bewohner Charkows auf drei der vier Spuren die Stadt verlassen. Es scheint, dass Charkow das nächste grosse Ziel werden könnte.

Auch Odessa wird intensiver angegriffen. Ziel in den grossen Städten und um diese herum ist vor allem die Energieversorgung.

Der Krieg scheint entschieden. Wir haben bereits im September geschrieben, dass die Ukraine militärisch am Ende sei. Das heisst jedoch noch lange nicht, dass Kampfhandlungen aufhören. Das Sterben kann noch lange weiter gehen.

Die Russen stellen sich auf einen langen Konflikt ein

Der Westen belächelt die Geschwindigkeit des russischen Vormarschs und legt dies als Schwäche aus. Ein langsames, konstantes Vorgehen spart jedoch Material und schont vor allem das Leben der eigenen Soldaten. Das ist es, worauf es Russland ankommt. Denn Russland hat sich auf einen langen militärischen Konflikt eingestellt und lässt ein Programm ablaufen, das in der Bevölkerung, Wirtschaft, Rüstungsindustrie und bei den Soldaten breit abgestützt, koordiniert ist und von der Gesellschaft mitgetragen wird. Das beweist nicht zuletzt der Zustrom an Freiwilligen für die Armee, der seit dem Terroranschlag auf die Crocus Hall auf bis zu 40’000 pro Monat angestiegen ist, was eine Mobilisierung unnötig macht.

Die Ukraine wird militärisch immer schwächer

Den ukrainischen Streitkräften demgegenüber mangelt es an Personal, Waffen und Munition und die Verluste sollen horrend sein. Die Luftabwehr kommt teilweise komplett zum Erliegen. Die Wunderwaffe «Patriot» half nicht viel. Sie werde von den Russen gefunden und zerstört. Das System hat zwei grosse Mängel: Erstens, die Kosten sind horrend: Ein System kostet um USD 1,1 Milliarden und eine einzelne Rakete zwischen USD 3,4 und USD 8 Millionen. Gegen Hyperschall-Raketen scheint «Patriot» machtlos zu sein; denn das System stammt nicht nur aus dem vorigen Jahrhundert, es sieht auch raketentechnisch im wörtlichen Sinne «alt» aus. Die Konsequenz davon ist, dass sich europäische Länder nun zunehmend weigern, weitere Patriot-Systeme in die Ukraine zu senden – so berichtet die Financial Times.

Franzosen und Engländer wollen eingreifen

Die Franzosen und die Engländer könnten im Maximalfall je ca. 20’000 Soldaten stellen, welche nach Aussagen von Experten keine Veränderungen an der militärischen Kräfteverteilung bewirken würden. Alexander Mercouris liess verlauten, dass Grossbritannien gesamthaft über ca. 40 einsatzfähige Panzer verfüge.

Die westlichen Staaten haben seit 2022 nicht nur die Russen komplett unterschätzt, sondern die mit westlichen Waffen ausgerüsteten ukrainischen Streitkräfte völlig überbewertet. Man bedenke, dass die ukrainische Armee seit 2014 von der NATO ausgebildet wurde und deren Taktiken übernommen und umgesetzt hat – mit katastrophalen Ergebnissen.

Präsident Putin hat Präsident Macron seinerseits mitgeteilt, dass, falls Frankreich Truppen in die Ukraine offiziell entsenden würde – inoffiziell befinden sich bereits französische Soldaten in der Ukraine – diese als prioritäres Ziel gejagt würden. Damit würde Frankreich zur Kriegspartei und es stünde Russland offen, gegebenenfalls Ziele in Frankreich anzugreifen.

Die russische Übermacht über die NATO

Die militärische Übermacht Russlands, nicht nur gegenüber der Ukraine, sondern auch gegenüber der gesamten NATO, scheint eine Tatsache zu sein. Russland hat seine Streitkräfte, die Industrie, die gesamte Wirtschaft, ja die gesamte Gesellschaft bereits auf einen langen Krieg eingestellt. Dies gelingt Russland bei einem stark steigenden Bruttosozialprodukt.

Ich verweise hier auf zwei hervorragende Interviews, welche die Russische Kunst des Krieges, die gesamte Militärdoktrin sowie die ganzheitliche Einbindung Russlands in den Krieg hervorragend beschreiben. Beide Interviews sind auf dem Kanal «Duran» zu finden (auf Englisch):

Andrey Martyanow

Andrei Martyanov – «Russia and war as a continuation of politics»

Jaques Baud

Jaques Baud «Russian Art of War».

Diese beiden hervorragenden Interviews mit wirklichen Experten – beide befassten sich beruflich eingehend mit den russischen Militärstrukturen – zeigen eine Realität, mit welcher sich der Westen dringend auseinandersetzen sollte. Denn die westlichen Entscheide beruhen auf Wunschdenken und nicht auf Fakten. Aus diesem Grund waren alle Vorhersagen westlicher Politiker und Medien betreffend des Kriegsverlaufs seit 2022 immer falsch. Unser kleiner Blog ist immer wieder erstaunt über diese Tatsache. Die NZZ  – das Leitmedium der Schweiz – verfügt über 240 Journalisten und eine hervorragende Infrastruktur für Recherche. Für mich ist es ausgeschlossen, dass dieses Riesenteam nicht fähig ist, die Fakten zu sammeln. Somit ist es evident, dass die westlichen Leitmedien die Öffentlichkeit absichtlich falsch informiert. Dies hat für die schweizerische Bevölkerung, welche ihren Leitmedien Glauben schenkt, fatale Folgen: Sie glaubt dem ihnen vermittelten Bild des «bösen Russlands», das am Rande des Abgrunds steht und seine eigene Bevölkerung drangsaliert: Die Realität ist eine diametral andere. Wir haben die Propaganda der NZZ bereits im Dezember 2022 in unserem Artikel «Wehret den Anfängen! – Propaganda der NZZ» nachgewiesen und analysiert.

Israel überschreitet weitere Grenzen – die USA schauen zu und unterstützen

Tötung von Mitgliedern von Hilfsorganisation verschlechtert das Bild Israels

Die gezielte Tötung von Mitgliedern von Hilfsorganisationen wird zur Folge haben, dass die Unterstützung Israels im Westen weiter abnehmen wird. Die offiziellen Reaktionen aus den westlichen Staaten waren allerdings mehr als schwach, was die Israelis in ihrer Politik bestärken wird.

Völkermord als normale Kriegsführung

Der Westen versucht den Völkermord an den Palästinensern, seinen Bürgern als normale Kriegsführung zu verkaufen. In den westlichen Medien sucht man im Zusammenhang mit dem Handeln Israels vergeblich nach dem Wort «Genozid». Selbst der Entscheid des Internationalen Gerichtshofs, welcher klarer nicht hätte sein können, wird in der Berichterstattung kleingeredet und in der Politik ignoriert. Stattdessen berichten die westlichen Medien von Antisemitismus, der sich im Westen breitmache. Damit vermischen sie bewusst Begriffe, welche nicht zueinander gehören. Diese Problematik haben wir in unserem Beitrag «Judentum, Zionismus, Antisemitismus und Israel: Missbrauch von Begriffen» erläutert.

In der Konsequenz all dessen wird der von Israel begangene Völkermord mit Antisemitismusdebatten übertüncht. Zu meiner grossen Überraschung scheint das bei den meisten Menschen im Westen zu funktionieren.

Die Haltung Israels, dass völkerrechtliche Regeln lediglich für die anderen gelten, zieht sich seit 1948 wie ein roter Faden durch die Geschichte dieses jungen Landes. Wir haben dies in unserer grossen Serie «Israel – vom Opfer zum Täter zum Opfer – ein Hin und Her seit 80 Jahren» minutiös erstellt. Das Verhalten Israels gegenüber den Einwohnern in Gaza macht sprachlos und der Umstand, dass gerade Israel den Genozid – also, um es klar zu sagen die Ausrottung eines Volkes oder zumindest großer Teile davon – als Mittel zur Durchsetzung seiner Ziele bewusst einsetzt, Entscheide des Internationalen Gerichtshofs und sogar des UNO-Sicherheitsrats ignoriert, lässt tief blicken.

USA unterminieren den UNO-Sicherheitsrat

Sogar der UNO-Sicherheitsrat wird von den Israelis ignoriert. Dies ist nur möglich, weil das den Interessen der USA in die Karten spielt und sie das zulassen.

Dass die Amerikaner dem Völkermord zuschauen, nota bene ausgeführt mit amerikanischen Waffen, lässt die Amerikaner zynisch aussehen – zu Recht. Präsident Biden lässt dies zu, da er es nicht wagen kann, gegen die Unterstützung der Israel-Lobby seinen Präsidentschaftswahlkampf zu führen. Was für Biden gilt, ist bei Trump nicht anders. Niemand darf deshalb erwarten, dass sich in der Israel-Politik nach den US-Wahlen etwas ändern wird.

Unterstützung Israels essentiell für die USA

Die Unterstützung Israels sehen die USA jedoch auch geopolitisch als essentiell an. Die amerikanische Macht im Nahen Osten schwindet seit dem Sturz des Schahs 1979 Schritt für Schritt. Auch die grossen Kriegspläne nach 2001 sind alle fehlgeschlagen. Die neuen BRICS-Mitglieder Saudi-Arabien, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate und Ägypten stimmen zunehmend ihre Politiken mit China und Russland ab, was immer offensichtlicher zu einer neuen politischen und wirtschaftlichen Realität im Nahen Osten führt.

Die Situation ist kritisch für die USA. Wir haben die Machtentwicklung der USA im Nahen Osten in unserem Artikel «Blutbäder verändern die Welt – Teil 2 – 9/11»  aufgezeigt. Hier zwei Karten aus diesem Artikel, frei nach dem Bonmot «Bilder sprechen Bände»:

Situation bis 1979 – Einfluss USA rot eingefärbt – Quelle: VoicefromRussia
Situation heute – Einfluss USA rot eingefärbt – Hinweis: Seit dem 1.1.2024 gehören die Vereinigten Arabischen Emirate (UAE) zu BRICS – Quelle: VoicefromRussia

Die Einfärbungen in diesen zwei Karten zeigen Tendenzen und sind somit nicht absolut.

Dass die USA im oben erwähnten Beschluss des UNO-Sicherheitsrates sich der Stimme enthielten und nicht mit einem Nein stimmten, ist ein Hinweis auf die Angst der Amerikaner, im Nahen Osten nicht nur die gesamte Macht, sondern auch den letzten Tropfen Goodwill zu verlieren – mit gutem Grund, wie ein Blick auf die oberen Karten zeigt.

Auf israelischen Schlag folgt Gegenschlag

Der Angriff auf das iranische Konsulatsgebäude in Damaskus ist juristisch ein Angriff auf den Iran, da Botschaften im Völkerrecht dem jeweiligen Boden des betreffenden Landes zugeschrieben werden.

Der Vergeltungsschlag des Irans am Wochenende kann als verhältnismässige Antwort bezeichnet werden. Iran liess nach dem Angriff auch verlauten, dass für ihn damit die Sache erledigt sei.

Die anfänglichen Drohungen einer weiteren Antwort Israels wurden wieder leiser, aber gestern liessen die Israelis verlauten, dass sie zuschlagen werden. Dass die Amerikaner keine Eskalation und keinen direkten Krieg mit dem Iran wollen wäre naheliegend, vernünftig und logisch, aber man muss sich bewusst sein, dass die USA im Nahen Osten dermassen geschwächt sind, dass sie sich dazu entscheiden könnten, den Nahen Osten durch die Israelis in Brand zu schiessen, um der Gegenseite kein gesundes Gebiet überlassen zu müssen.

Die Israelis behaupten, 99% der Drohnen, Marschflugkörper und ballistischen Raketen abgefangen zu haben. Das Geschrei darum ist so groß, dass Zweifel an diesen Zahlenspielen sehr berechtigt sind.

Ob der Vergeltungsschlag des Irans ein Erfolg war oder nicht, kann aus verschiedenen Blickwinkeln betrachtet werden.

Grossen Schaden hat der Angriff nicht verursacht, doch hat der Iran gezeigt, dass er im Stande ist, jedes Ziel in Israel zu erreichen. Weiter waren die Kosten zur Verteidigung dieses Angriffs für Israel horrend: der israelische Brigadegeneral Reem Aminoach bezifferte die Kosten der Abwehr dieses Angriffs auf USD 1,33 Milliarden. Bei 400 Drohnen, Marschflugkörpern und ballistischen Raketen ergibt dies Kosten von über 3,3 Millionen pro Stück. Darin sind die Kosten der Abwehrbemühungen der USA, Grossbritanniens und Jordaniens, welche Israel bei der Abwehr unterstützt haben, nicht einmal miteingerechnet. Die israelische Zeitung Ynet News geht ebenfalls davon aus, dass Iran für den Angriff wohl nicht einmal 10% der Kosten aufgewendet hatte.

Dies ist ein Hinweis dafür, dass eine Verlängerung des Konflikts die Israelis in den Bankrott treiben würde und dass Angriffe mit einer grossen Anzahl von Flugkörpern die israelischen Streitkräfte sehr schnell überfordern würden, da ihnen schlicht die Munition ausginge. Die iranischen Shahed-Drohnen kosten um die USD 20’000 pro Stück wenn überhaupt und scheinen in Unmengen verfügbar zu sein.

Der folgende Link belegt, dass die qualitativen Fähigkeiten des Iran die oben genannte Abschussquote als das erscheinen lassen, was sie sein soll – israelische Propaganda:

https://www.zerohedge.com/geopolitical/video-evidence-shows-several-iranian-cruise-missiles-slammed-their-targets

Es zeigen sich hier Parallelen zum Ukrainekonflikt. Es ist nicht nachhaltig, billige Drohnen mit Raketen abzuschiessen, welche Millionen kosten.

Wird Netanjahu sein Ziel erreichen?

Der alte Traum von Netanjahu seit 30 Jahren ist es, gegen den Iran in den Krieg zu ziehen. Allein ist das für Israel nicht zu bewerkstelligen; dazu braucht es die Hilfe der USA. Wir haben dies in unserem Artikel «Weltkrieg als Folge eines Genozids?» analysiert.

Stand heute – und dies kann sich morgen wieder ändern – scheint es so, dass die USA kein Interesse an einem direkten Krieg gegen den Iran haben. Israel ist zu schwach, um einen solchen Konflikt mit dem Iran im Alleingang zu führen. Wir können nur hoffen, dass die USA ihre Meinung nicht ändern werden. Fakte heute ist aber, dass die Israelis kundgetan haben, zurückzuschlagen. Niemand weiss, was dann geschieht, aber falls dies passiert, ist der Krieg zwischen Israel und Iran eine Tatsache.

China

Industrieproduktion

Die von Frau Yellen an China gerichteten Drohungen sind grotesk. Janet Yellen stellt mit ihrem Jammern über billige chinesische Produkte die freie Marktwirtschaft in Frage; eine Kerndisziplin, die sich die USA seit ihrer Entstehung auf die Fahne geschrieben haben. Als die USA nach dem 2. Weltkrieg 70% aller Industriegüter herstellte und somit die Welt industriell beherrschten, war industrielle Übermacht kein Problem; jetzt soll es eines sein.

Die Deindustrialisierung der USA begann mit Präsident Clinton, als die USA die Produktion aus den USA nach China und auch Mexiko zu verlegen begannen. Man war der Meinung, die USA können die Welt lediglich mit der Finanzwirtschaft beherrschen. Rückständige Länder wie China sollten die Produkte für ihre Herren in den USA mit Schweiss und tiefen Löhnen herstellen.

China hat sich in den letzten Jahrzehnten zum Exportweltmeister heraufgearbeitet und die Produktionseffizienz der Chinesen setzen Massstäbe, welche vom Westen innert nützlicher Frist nicht mehr einzuholen sind. Waren es vor ein paar Jahrzehnten noch low-tech Billigprodukte, stellen die Chinesen jedes Produkt in einer Qualität her, die den westlichen Erzeugnissen ebenbürtig oder überlegen sind – siehe I-Phone. Apple Produkte würden ein Mehrfaches kosten, stellte man sie in den USA oder in Europa her, falls dies überhaupt möglich wäre, was fraglich ist, da dem Westen schlicht und einfach die wirtschaftlichen Kapazitäten und in erster Linie die qualifizierten Arbeitskräfte fehlen.

Enges Verhältnis China-Russland

Die Zusammenarbeit Chinas mit Russland ist dermassen eng, dass man mit Fug von einer wirtschaftlichen, politischen und militärischen Allianz sprechen darf. Seit 2022 hat sich das Handelsvolumen zwischen China und Russland von USD 108 Milliarden auf über USD 240 Milliarden erhöht, was selbst die Chinesen und Russen überraschte – Tendenz steigend.

Die Drohung, welche Janet Yellen gegenüber China wegen der Zusammenarbeit mit Russland äusserte, zeigt meines Erachtens einerseits die Strategie der amerikanischen Aussenpolitik, eigene Fehler auf Kosten anderer rückgängig machen zu wollen und andererseits eine beinahe grenzenlose Naivität.

Die Nähe Russlands zu China ist lediglich eine Konsequenz des amerikanischen Bemühens eine vertiefte Beziehung Russlands zu Europa – und speziell Deutschlands – zu zerstören, welche sich ab 1991 erfreulich entwickelte. Dies geschah wirtschaftspolitisch, indem man Brüssel auftrug, Russland von der EU zu isolieren, etwa durch die Politik, der Ukraine zu verbieten sowohl mit der EU als auch mit Russland Geschäfte zu machen, was in den Maidan mündete und schliesslich zum Ukrainekonflikt führte.

Russland liegt zwar zu 70% in Asien, die Russen sind jedoch Europäer, ein Blick auf die russische Kultur genügt. Es war letztlich die amerikanische Geopolitik, welche die Russen in die Arme der Chinesen trieben. Die Chinesen und die Russen sind Nachbarn mit einer langen gemeinsamen Grenze, was den Handel erleichtert, nachdem in den 90-er Jahren Grenzstreitigkeiten und Misstrauen diplomatisch abgebaut wurden.

Ein weiteres Plus ist die Kompatibilität der jeweiligen Volkswirtschaften: China als Industrie- und Russland als Rohstoffgigant. Weiter verbindet diese beiden Riesenreiche das gemeinsame Schicksal, von den USA als Gegner und jetzt als Feind betrachtet zu werden.

Schliesslich scheinen sowohl China als auch Russland ein gutbegründetes Misstrauen gegenüber dem Westen zu haben, das nicht erst seit dem 2. Weltkrieg besteht, sondern viel länger zurückreicht. Die Chinesen wurden bereits von den Briten als minderwertig erachtet und man schreckte vor keinen Mitteln zurück, China zu schwächen. Stichwort: Opiumkriege.

Gesamtbeurteilung

Westen – Russland: Mackinder, Brzesinski, Friedman

Die geopolitische Stossrichtung der Briten und dann auch der Amerikaner ist nicht erst seit 120 Jahren, als Sir Harold Mackinder seine Herzlandtheorie verfasste dieselbe. Diese Strategie wurde im 20. Jahrhundert durch Zbigniew Brzesinski und heute durch George Friedman weitergeführt. Karl Eckstein hat diese Theorien in seinem Artikel bei uns «Angelsächsische geopolitische Strategie – unverändert seit 120 Jahren» hervorragend beschrieben.

Im Kern und auf die heutige geopolitische Situation angewandt, hat sich diese angelsächsische Strategie nicht verändert: Um die Vorherrschaft der USA zu erhalten, muss ein Zusammengehen Russlands mit Deutschlands verhindert werden, so etwa ist die amerikanische Geostrategie in einem Satz zusammenzufassen.

Die USA betrachten diese Strategie als existentiell wichtig. Falls Russland die Ukraine beherrschen wird, glauben die USA, ihre Vorherrschaft auf der Welt zu verlieren. Es spielt gar keine Rolle, ob das zutrifft oder nicht. Falls die USA dies glauben, wird es gefährlicher werden.  

Russland

Für Russland ist die Verhinderung der NATO an ihrer Westgrenze ebenfalls eine existentielle Frage. Die Russen wurden seit 1990 systematisch angelogen. Die Aussage von Aussenminister James Baker im Jahre 1990 – «not one inch eastward» – hat sich als Lüge herausgestellt und seit den 90-er Jahren expandierte die NATO, welche nichts anderes als ein geopolitisches Vehikel der USA ist, in mehreren Schritten 1’600 km näher an Moskau heran. Die Ukraine war die rote Linie, welche überschritten wurde. Dies ist übrigens keine Behauptung, sondern eine Tatsache, welche UNO-Generalsekretär Stoltenberg im September 2023 wie folgt bestätigte:

«Präsident Putin erklärte im Herbst 2021 und schickte tatsächlich einen Vertragsentwurf, den die NATO unterzeichnen sollte, um zu versprechen, dass die NATO nicht mehr erweitert wird. Das war es, was er uns geschickt hat. Und war eine Vorbedingung dafür, nicht in die Ukraine einzumarschieren. Natürlich haben wir das nicht unterschrieben.»

«Also zog er in den Krieg, um die NATO, mehr NATO, in der Nähe seiner Grenzen zu verhindern.»

NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg, 7. September 2023

Die militärische Überlegenheit der Russen, nicht nur über die Ukrainer, sondern über die NATO ist dermassen offensichtlich, dass selbst die USA langsam beginnen, dieses einzugestehen.

Es ist davon auszugehen, dass Russland seine militärischen Ziele in der Ukraine innert nützlicher Frist – wohl noch in diesem Jahr – erreichen wird. Wie diese aussehen behalten die Russen für sich. Meines Erachtens werden zu den bereits seit September 2022 zu Russland gehörenden Gebiete, Lugansk, Donetsk, Saparosche und Cherson mindestens Charkow und Odessa dazukommen. Es sieht alles danach aus, als dass es zu einem Frieden nach Kapitulation kommen wird.

Russland wird – wie die USA – nicht von ihrer Strategie abweichen.

China

Der grosse geopolitische Gegner der Amerikaner ist China. Durch die oben erwähnte kopflose Politik des Westens werden China und Russland zu Alliierten. Das zeichnet sich immer mehr ab. Waren die Beziehungen nach den Grenzbereinigungen in den 90-er Jahren vor allem wirtschaftlicher Natur, wird die Zusammenarbeit immer enger und ist im Begriff eine allumfassende Partnerschaft zu werden. Beide Länder sind die führenden Mitglieder in BRICS und SCO.

Ein Hinweis dafür, dass die USA die Stärke Chinas und auch die Qualität der Verbindung Chinas mit Russland komplett falsch einschätzen, ergibt sich aus den Äusserungen Janet Yellens in Peking letzte Woche. Die USA machen 15% des Gesamtexports China aus, China ist kaufkraftbereinigt wirtschaftlich stärker als die USA und ist mit Russland und Indien gemeinsam eine führende Macht in BRICS-10. Die Aussage Yellens bezüglich der Industrieproduktion Chinas ist somit als Zeichen der Schwäche auszulegen.

Die Zusammenarbeit Chinas mit Russland ist fortgeschritten, effizient und führte in den Handelsvolumen zwischen 2022 und 2023 zu mehr als einer Verdoppelung. China hat keinerlei Interessen, den Wünschen – besser Drohungen – der USA auf Kosten Russlands nachzukommen. Dies hat China auch unmissverständlich einen Tag nach der Abreise Yellens bei der Begrüssung von Sergei Lawrow in Peking signalisiert, die nicht freundschaftlicher hätte ausfallen können. Peking reagierte somit nicht aggressiv auf die Drohungen der USA, sondern zeigte die Haltung Chinas unmissverständlich mit Bildern.

China und Russland werden ihre Allianz verstärken. Alle Bemühungen der USA dies zu ändern – ob mit Versprechen oder Drohungen – werden nichts bewirken.

Die aggressive Haltung Frankreichs und Grossbritannien bezüglich der Ukraine

Ein Eingreifen Frankreichs und möglicherweise Grossbritanniens durch offizielle Entsendung ihrer Truppen in die Ukraine wird die militärische Lage in der Ukraine nicht verändern. Es wird jedoch einen zersetzenden Einfluss auf die NATO haben, denn Alleingänge von NATO-Mitgliedern weisen auf erhebliche Meinungsunterschiede innerhalb des Bündnisses bezüglich des Vorgehens hin.

Entschliessen sich Frankreich und/oder Grossbritannien zu diesem fatalen Schritt, so befinden sie sich mit Russland im Krieg.

Friedenskonferenz in der Schweiz – ein Hotel wurde angemietet

Es scheint so, als habe die Schweiz sich vom gesunden Menschenverstand komplett losgesagt.

Die Schweiz möchte über 100 Länder einladen – dies in enger Zusammenarbeit mit Präsident Selenski. Bundesrätin Amherd verspätete sich denn auch diese Woche bei einem Pressebriefing zur Friedenskonferenz mit der Entschuldigung, sie sei wegen eines Telefongesprächs mit Herrn Selenski verspätet. Dies kann man einfach so stehen lassen und die Beurteilung dieses Details den zwei Elefanten im Raum überlassen: Russland und China.

Die Schweizer organisieren eine Versailler Friedenskonferenz, als nach dem ersten Weltkrieg die Gewinner zwischen Januar 1919 und Januar 1920 ohne Beteiligung Deutschlands verhandelten und den Deutschen danach einen Vertrag zur Unterschrift vorlegten. Der bedeutende Unterschied liegt darin, dass im Schweizer Modell die Verlierer über die Gewinner verhandeln wollen.

Mitte März äusserte sich Maria Zhakarova bezüglich der von der Schweiz geplanten Friedenskonferenz wie folgt:

«All dies macht die Teilnahme Russlands an der erwähnten ‹Friedenskonferenz› sinnlos, denn es spielt keine Rolle, ob sie in einer, zwei oder fünf Etappen abgehalten wird – ihr von Kiew und seinen Herren geförderter ultimativer Kern ändert sich dadurch nicht.»

Maria Zakharova – 12. März 2024

Die russische Botschaft in der Schweiz wurde bezüglich Bürgenstock noch klarer:

«Das Treffen in Bürgenstock, ohne die Anwesenheit Russlands, wird wahrscheinlich zu einer weiteren Runde fruchtloser Konsultationen führen, die keine konkreten Ergebnisse bringen können.

Tass – 10. April 2024

Diese Bemühungen der Schweiz werden fehlschlagen und die Schweiz wird ihr bereits angeschlagenen Renommee weiter schädigen.

Naher Osten – die USA verlieren ihre Macht

Die Eskalation im Nahen Osten kann von den USA jederzeit gestoppt werden. Die USA, deren Politik immer opportunistisch war, verlieren seit über 40 Jahren trotz zahlloser Kriege an Macht im Nahen Osten.

Präsident Biden unterstützt Israel einerseits aufgrund der Tatsache, dass Israel die letzte Machtbasis der USA im Nahen Osten darstellt und andererseits aufgrund von Wahlkampfkalkül.

Israel bedroht durch sein Verhalten seit 1948 seine eigene Existenz. Es ist keineswegs auszuschliessen, dass die arabischen Länder im Verbund mit dem Iran eines Tages zum Schluss kommen werden, das Problem militärisch zu lösen. Damit wären die USA aus dem Nahen Osten komplett verbannt.

Fazit

Alle meine Befürchtungen, welche ich seit Monaten beschrieben habe, wurden Tatsache. Es gibt auf keinem Spielfeld der Geopolitik gute Nachrichten und Anzeichen dafür, dass die Gesamtsituation auch nur an einem Ort Chancen für eine Deeskalation bestehen.

Die grösste Gefahr für eine Eskalation geht von den USA aus. Diese haben ein Mehrfachproblem: Niederlage gegen Russland (Mackinder), Verlust des Einflusses im Nahen Osten (Öl) und – nach den eigenen Worten von Janet Yellen – Angst vor China und dessen Zusammengehen mit Russland.

Die Konsequenz daraus ist schon heute wirtschaftlich klar ersichtlich: Die Basis der amerikanischen Macht – der Petrodollar – ist bereits am Untergehen.

Der US-Dollar als Reservewährung bricht seit 2022 richtiggehend ein – Quelle: Bloomberg

Der Elefant im Raum, der die grösste wirtschaftliche Gefahr für die USA bedeutet, ist jedoch jene Organisation, welche in den westlichen Medien nicht beachtet wird: BRICS. Unser Blog hat zahllose Artikel über diesen Giganten geschrieben, letztmals vor ein paar Wochen – «Pflichtlektüre: BRICS – das Jahrhundertprojekt». Wer diesen Elefanten nicht sieht und richtig einschätzt, wird von ihm zertrampelt werden, zuerst in Zeitlupe und dann immer schneller.

Mit dem Zerfall des Petrodollars und dem Aufstieg von BRICS verlieren die USA die finanzielle Basis ihrer Weltmacht und somit die absolut notwendige Grundlage ihrer Hegemonie. Die USA haben jedoch immer noch genug Macht, um die Welt ins Chaos zu stürzen und da liegt die grosse Gefahr, denn die USA verfügen über keinen Plan B. Ein Plan B wäre eine Abkehr von der Politik der Destabilisierung (divide et impera) zu einer Politik der Partnerschaft. Ein Hegemon jedoch, will keine Partner, sondern Untertanen, sonst kann er nicht auf Kosten anderer Leben und das ist letztendlich das Ziel jeder Weltmacht.

Die westlichen Medien tragen viel dazu bei, die Stimmung anzuheizen. Statt eine vermittelnde Haltung einzunehmen, wird Hass geschürt und eine offene Diskussion verunmöglicht. Die Meinungen sind gemacht und wer eine andere Meinung vertritt, wird angefeindet – selbst in der Schweiz.

In meiner Beurteilung habe ich die wirtschaftliche Situation nicht einfliessen lassen und lediglich in diesem Fazit kurz erwähnt, da der Artikel sonst noch länger geworden wäre. Dazu lediglich folgende kurze Hinweise: Die Welt war noch nie so verschuldet; die Inflation ist wieder am Steigen und die Finanzmärkte (Obligationen, Aktien, Immobilien) weisen Bewertungen auf, die wir in der Zukunft als geisteskrank einstufen werden. Der Wirtschaftseinbruch wird kommen und ein Elend über den Westen bringen, das wir uns gar nicht vorstellen können.

Man sucht immer nach Vergleichen in der Geschichte, um die gegenwärtige Situation einzuordnen und verständlicher zu machen. Indem man Präsident Putin mit Hitler vergleicht – ein grotesker Vergleich – möchte man Parallelen zum 2. Weltkrieg ziehen, was kompletter Unsinn ist.

Das Verhalten der Exponenten ist viel besser mit der Situation von 1914 zu vergleichen. Es herrscht wie damals Überheblichkeit, Wunschdenken, Hass und Inkompetenz. Die politischen Akteure im Westen sind sich in ihrer Hybris nicht bewusst, dass sie mit ihren Aussagen und Handlungen tatsächlich den Weg in den nächsten Weltkrieg pflastern – Mosaikstein um Mosaikstein. Ein Zusammenbrechen der Finanzmärkte wird zu Panik bei den Politkern führen und Panik ist der Funke im Pulverfass.

Eskalation Richtung 3. Weltkrieg – Analyse

38 Kommentare zu „Eskalation Richtung 3. Weltkrieg – Analyse

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