Russophobie – Sicherheitsinteressen Russlands – Deutsche Aggression
Was steckt hinter den Verhandlungsbedingungen Russlands, sind sie gerechtfertigt und wie wird Russland auf das aggressive Deutschland reagieren? – Analyse.
Peter Hänseler

Einleitung
Vizepräsident J.D. Vance sagt, Russland habe in seinem ersten Friedensangebot für die Ukraine „zu viel verlangt“. Trump sagt, Putin sei „absolut verrückt“ geworden. Im Namen des Kreml reagiert sein Sprecher Sprecher Peskov, die Aussage von Trump könnte auf eine emotionale Überlastung zurückzuführen sein, dankte aber dem US-Regierungschef für seine Unterstützung bei der Aufnahme von Friedensverhandlungen mit der Ukraine. Der ukrainische Drohnenangriff vor ein paar Tagen, macht die Gesamtlage noch unübersichtlicher. (Siehe dazu unseren Artikel: «Operation „Spiderweb“: Angriff der Ukraine und der NATO auf Russland: Ein neues Pearl Harbor? Vollständige Eskalation? Sind die Fanatiker zurück? Fakten und Analyse.»).
Trotz des Drohnenangriffs ein Tag vor der zweiten Verhandlungsrunde in Istanbul vom 2. Juni, reisten beide Parteien an und verhandelten, nicht ohne Ergebnisse, sondern mit kleinen Fortschritten, eigentlich überraschend. Zudem bekommt das bisherige westliche Narrativ, Putin sei der neue Hitler, Russland wolle den Westen angreifen und die Ukraine sei lediglich der erste Schritt, Risse. Eine Darstellung, die einer Faktenüberprüfung nie auch nur im Ansatz standhielt. Diese seit über 10 Jahren andauernde Propagandamaschinerie bekommt somit dank der Gespräche zwischen den USA und Russland Risse, sogar in russophoben Kreisen.
Selbst das Leitmedium der Schweiz, die Neue Zürcher Zeitung (NZZ) leitet eine gemächliche Kursänderung ein, indem sie Prof. John Mearsheimer am 6. Mai 2025 erstmals zwei Seiten für ein Interview unter dem Titel «Ich hätte dasselbe getan wie Putin» einräumte. Darin begründet Mearsheimer seine Sicht, dass die Kriegsschuld nicht bei Russland sondern beim Westen liegt, ausführlich und überzeugend. In einem Leitartikel des russlandfeindlichen Chefredaktors Eric Gujer vom 9. Mai mit dem Titel «Die Nato in der Defensive» nähert sich die NZZ weiter zaghaft der Wahrheit.
Dass sich die NZZ, welche in der Schweiz mehrmals als Propagandakeule des Pentagons bezeichnet wurde, der Stossrichtung von Präsident Trump nähert, ist nicht erstaunlich. Diese Kursänderung ist eine Anpassung an die Realität, denn Trump möchte Frieden und ohne eine realistische Beurteilung der Fakten wird es ihm nicht gelingen, seinem Volk einen Friedensdeal mit Russland zu verkaufen. Die NZZ will es sich mit dem amerikanischen Präsidenten nicht verscherzen, daher die Kursänderung. Wobei der NZZ-Leser klar erkennen kann, die russophobe Grundhaltung dieses Mediums bleibt erhalten.
Eine Schwalbe macht jedoch noch keinen Sommer. Die Massenmedien sind bekannt dafür, ihr Fähnchen nach dem politischen Wind auszurichten.
In diesem Artikel mache ich mir einige Gedanken zu Russophobie. Ein Blick in die Geschichte soll die Sicherheitsinteressen Russlands erkennbar und verständlich machen. Sicherheit hat einen Stellenwert in Russland, den man im Westen in seiner Dimension gar nicht versteht. Ihre Bewertung und die daraus sich ergebenden notwendigen Erfordernisse wurden geformt aus den blutigen, bitteren Erfahrungen der Vergangenheit, deren traumatische Erinnerungen in der Bevölkerung über Generationen lebendig blieben und heute erneut zur Realität werden.
Reichtum schafft Begehrlichkeiten, Neid und ist ein Treiber der Russophobie
Russland ist nicht nur das grösste Land der Erde, sondern bezüglich Ressourcen mit Abstand das reichste. Nur Russland könnte seine Grenzen komplett schliessen und überleben. Wir verweisen zu diesem Thema auf unseren Beitrag vom Januar 2024 «Stärken Russlands». Weitere Informationen in «A Guide to Russia’s Resources» der Webseite «Geohistory» bezüglich Rohstoffe.
Die Aussage des amerikanischen Kriegstreibers John MacCain, «Russland ist eine Tankstelle, die sich als Land tarnt.», war eine reine Propagandaaussage, die mit der Wirklichkeit nichts zu tun hatte, jedoch von der Mehrheit der Amerikaner bis vor einigen Wochen Glauben geschenkt wurde. Diese Aussage ist nicht nur erzkonservativen Amerikanern eigen, sondern tiefverwurzelt in der politischen Klasse des gesamten Westens. Schon Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt liess sich zu einer ähnlichen Aussage über die Sowjetunion hinreißen: «Obervolta mit Raketen».
Der Reichtum und die komplette Autarkie Russlands sind klare Fakten, welche für die Stärke Russlands sprechen. Dieser Reichtum ist der restlichen Welt und vor allem ihren Machthabern allerdings seit Jahrhunderten nicht verborgen geblieben und die russische Oberschicht versteckte diese Reichtümer auch nie. Da verhalten sich die Russen ähnlich wie die Amerikaner – man zeigt gern, was man hat. Ein Verhalten, das die westliche Russophobie noch verstärkte.
Als Schweizer hingegen wurde mir vorgelebt, dass man immer darauf achten sollte, nicht das grösste Haus oder das teuerste Auto in der Nachbarschaft zu haben, denn das schafft Aufmerksamkeit, Neid und Begehrlichkeiten.
Es gibt Autoren, welche behaupten, Russophobie sei ein Kampfbegriff des Kremls und bezeichnen sie als Erfindung von Putins Propaganda. So jedenfalls J.I.Szitres in der NZZ vom 2. Mai 2024 im Artikel mit dem Titel ««Russophobie» ist eine Erfindung von Putins Propaganda – seine «Westphobie» dagegen ist real». Herr Szirtes hat während seines Studiums der Politikwissenschaft in Geschichte wohl einen Fensterplatz gehabt.
Russophobie ist eine Überlebenskünstlerin
Es wäre naiv zu glauben, dass Russophobie ein neues Phänomen ist.
Russophobie in der heutigen Bedeutung fand seinen ersten Höhepunkt im 19. Jahrhundert, angeheizt durch das Aufeinandertreffen der russischen Interessen auf dem Balkan und in Zentralasien mit denen anderer europäischer Länder, insbesondere Großbritanniens, die ihre Macht gefährdet sahen. Auch die Franzosen bedienten sich dieses Mittels. Napoleon etwa benutzte ein gefälschtes Dokument «Testament Zar Peters des Grossen», um 1812 die französische Bevölkerung auf den Feldzug gegen Russland «vorzubereiten». Diese Fälschung enthielt angeblich einen Plan zur Unterwerfung Europas. Somit war der Angriff auf Russland ein «Präventivschlag». Auch die Nazis sprachen von einem Präventivschlag gegen die Sowjetunion; dieser Mythos lebte durch den unappetitlichen General Halder auch nach dem 2. Weltkrieg weiter und wird selbst heute wieder gezielt ins Gespräch gebracht.
Russophobie ist eine politisch gewollte da permanent gefütterte Überlebenskünstlerin. Sie erreicht heute wieder einen neuen Höhepunkt, obwohl sich alle Fabelgeschichten des aggressiven Russlands zur Bedrohung des Westens als Hirngespinste herausgestellt hatten. Dennoch, heute lässt westliche Propaganda die Massen einmal mehr im Glauben, dass Putin Europa unterwerfen wolle. Die russophobsten Länder in Westeuropa sind heute Großbritannien, Polen, Frankreich und Deutschland, welche den vor 80 Jahren an den Russen begangenen grössten Genozid der Menschheit unter den Teppich kehren («Deutschland – Schwerverbrecher sollten schweigen»).
Die Briten schlagen bezüglich Russophobie alle: Falls Sie ein mieser, kleiner Betrüger sind, der in Russland wegen Steuerbetrugs verurteilt wurde – und dafür in jedem anderen europäischen Land zu 10 Jahren und in den USA zu 50 Jahren Gefängnis verurteilt würden – gehen Sie ins Epizentrum der Russophobie. Dort wird ihnen das Establishment helfen, Ihre Untaten zu Heldentaten umzudeuten. Weiter werden die Briten Sie als politisches Werkzeug gegen Russland einsetzen und die Welt davon überzeugen, dass die Russen die Bösen sind. So geschehen in der Person von Bill Browder, dessen Karriere von unserem Autor Rafael Lutz in «Der sogenannte «Menschenrechtsaktivist» – selbst mit undurchsichtigen Geschäften reich geworden,» minutiös analysiert wurde.
Der neue Führer Deutschlands – Friedrich Merz – kann sich des Respekts seiner Kollegen in der «Koalition der Willigen» sicher sein. Vor ein paar Tagen gab er die bisher geltenden Reichweitenbeschränkungen für alle Langstreckenwaffen zum Angriff auf Russland frei. Dass dieser Entscheid während einer Koksrunde in einem Bahnwaggon gemeinsam mit Macron und Starmer gefällt wurde, wäre eine bösartige Unterstellung, aber die Behauptung, dass die britischen, französischen und deutschen Medien ihre betreffenden Bevölkerungen auf den Kampf gegen Russland emotional vorbereiten, ist kein Mythos, sondern Realität. Folgerichtig qualifizierte die EU den Zeitpunkt als günstig, jetzt jene Schmutzfinke von deutschen Journalisten, welche die Frechheit haben, eine andere Meinung zu vertreten, mundtot zu machen. So geschehen letzte Woche – siehe «EU sanktioniert deutsche Journalisten». Erfolgreich? – Ja, praktisch alle Medien schweigen, denn über Unappetitliches schweigt man lieber. Anderes könnte ja zu Problemen mit den Mächtigen oder zu Diskussionen mit Inserenten führen.
Es darf somit konstatiert werden, dass Russophobie in Europa einen neuen Höhepunkt erreicht hat. Damit ist Russland einmal mehr mit einem geopolitischen Problem konfrontiert, das mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine vor über 10 Jahren begann und die Gefahr birgt, dass dieser Krieg sich trotz der Friedensbemühungen der USA und Russlands in die Länge ziehen wird oder gar eskaliert. Europa denkt gar nicht daran, mit Russland Frieden zu schliessen. Neben der Russophobie – und den guten Rüstungsgeschäften – wäre ein Frieden für die Führer der EU und ihrer Mitgliedstaaten fatal. Die Wirtschaft der meisten europäischen Länder liegt komplett am Boden. Falls Frieden «ausbrechen» würden, könnte diese durch eigenes Versagen verursachte Katastrophe nicht mehr den Russen in die Schuhe geschoben werden.
Russland, ein Land wie ein Haus mit offener Eingangstür
Das geographische Problem Russlands
Russland hat zwar eine starke Wirtschaft, ein geeintes Volk und eine starke Armee, aber auch ein gigantisches Problem, das unlösbar ist. Aggression aus dem Westen kann es topographisch nichts entgegensetzen, denn gegen Westen stand die Tür Russlands seit seinem Bestehen immer weit offen. Keine natürlichen Barrieren, kein Meer, keine Gebirge. Falls die Russen die Amerikaner um eines wirklich beneiden, sind es die geographischen Gegebenheiten. Die USA werden gegen Westen und Osten vom Pazifik und Atlantik abgeschirmt und beschützt. Solange die USA keine Probleme mit den Kanadiern oder Mexikanern haben, können sie sich sicher fühlen. Die Geschichte bestätigt dies: 1812 war das letzte Mal, als sich die USA mit einer Attacke auf dem eigenen Kontinent auseinandersetzen mussten. Stellen Sie sich eine Siedlung vor, dessen grösstes Haus nicht eingezäunt ist und dessen Terrassentüren immer alle offenstehen. Ein mulmiges Gefühl, in einem solchen Haus zu wohnen, in dessen Nachbarschaft ausschliesslich aggressive Neidhammel wohnen.
Die Geschichte zeigt, dass diese Bedenken berechtigt sind
Russland als eigenständige Macht wird von und in Europa seit dem späten Mittelalter wahrgenommen. Es war Iwan III., er herrschte von 1462 bis 1505, der die Abhängigkeit der russischen Fürstentümer von der Goldenen Horde beendete. Damit einher ging die schrittweise Vereinigung der Fürstentümer rund um Moskau. Iwan III. führte erstmals den Namen „Russland“ ein. Ihm wurde von den anderen Fürsten der Titel „Iwan der Große, Herrscher der großen Rus“ angetragen – nach der langen Zersplitterung des Landes der Ursprung des russischen Staates, wie wir ihn heute kennen.
Die Vereinigung der riesigen russischen Gebiete zog sich über mehr als 200 Jahre hin, was zu einem guten Teil auch den geografischen Gegebenheiten geschuldet war. Von Warschau bis Moskau gibt es außer einigen Flüssen keinerlei natürliche Hindernisse. Heere aus dem Westen konnten schnell große Territorien für sich reklamieren. Die dünne Besiedlung des Landes tat ein Übriges.
So handelte auch das Polnisch-litauische Reich im Krieg von 1609-1618. Es besetzte nicht zuletzt Moskau, wodurch das Russische Reich fast zerstört wurde. Erst im russisch-polnischen Krieg von 1654 bis 1667 gelang Russland die Rückeroberung der russischen Gebiete. Die Zeit bis dahin nennt man die „Zeit der Smuta“, die „Zeit der großen Trauer“ oder auch «Zeit der Dunkelheit» – ein Begriff, der sich im kollektiven Gedächtnis Russland ganz tief verankert hat.
Der nächste große Schritt zur Konsolidierung des Russischen Reiches in seiner heutigen Form ist der 21-jährige Krieg Russlands mit Schweden (1700 – 1721). Auch hier ging es um die Rückeroberung russischen Territoriums, das eine westliche Macht im 16. und 17. Jahrhundert besetzt hatte. Mit dem Sieg über Schweden erhielt Russland endgültig einen Zugang zur Ostsee.
Die Geschichte dieser beiden Kriege inklusive ihrer Vorgeschichte zog sich über zwei Jahrhunderte hin. Die damit verbundenen Ereignisse sind im russischen kollektiven Gedächtnis sehr präsent, obwohl sie teils 500 Jahre zurückliegen. Das sollte all jenen eine Mahnung sein, die meinen, mit Russland Krieg führen zu müssen.
Auch Napoleon phantasierte von einem schnellen, leichten Sieg über Russland, als er am 24. Juni 1812 in das Land einfiel. Genau ein halbes Jahr später, am 26. Dezember 1812, war Napoleon in Russland am Ende.
Der erste Weltkrieg ist den meisten noch in Erinnerung. Weniger klar ist das Wissen um die Rolle des Deutschen Reiches für die dem ersten Weltkrieg folgenden militärischen Auseinandersetzungen zwischen dann Sowjetrussland und dem neu entstandenen polnischen Staat. In Brest-Litowsk wurde dem ausgelaugten russischen Staat ein Frieden diktiert, der die Saat legte für nachfolgende Territorialstreitigkeiten bis hin zum zweiten Weltkrieg.
Der zweite Weltkrieg sei ebenfalls erwähnt. Es war Deutschland, das den Krieg begann. Und es waren Großbritannien und Frankreich, die durch ihr taktisches diplomatisches Geplänkel den Deutsch-Russischen-Vertrag (Molotow-Ribbentrop) erzwangen.
Wie andere Mächte zuvor hätte es auch das Deutsche Reich fast geschafft, den Jahrhunderte währenden Traum des Westens von der Zerstörung und Unterwerfung des russischen Staates zu verwirklichen. Dieses „fast“ sollte allen aktuellen Russland-Eroberern eine unzweideutige Warnung sein.
Sicherheit über alles – die russische Bevölkerung akzeptiert dieses Axiom
Es liegt wohl am Geschichtsbewusstsein der russischen Bevölkerung, dass das Primat «Sicherheit steht über allem» akzeptiert wird und dieser Grundsatz auch der persönlichen Freiheit vorgeht. Wohlgemerkt, hier geht es um die militärische Sicherheit. Die Angriffe auf Russland in den letzten 200 Jahren durch die Franzosen, die Briten und – zweimal – durch die Deutschen sind in der russischen Seele fest verankert und die gegenwärtigen Drohgebärden Westeuropas geben den Russen Recht, dass dies kein alter Zopf, sondern Realität ist.
Präsident Putin hat in den letzten 25 Jahren bewiesen, dass man diesen Grundsatz der Sicherheit auch so ausgestalten kann, dass die persönlichen Freiheiten der Russen nicht so tangiert werden müssen, wie dies in den Zeiten der Sowjetunion geschah. Die Pressefreiheit in Russland hört etwa dort auf, wo klare Fehlinformationen über Militäroperationen verbreitet werden. Diese Gesetze werden jedoch von den russischen Behörden sehr bedacht angewendet. Selbst eine komplett anti-russische und von Fehlinformationen strotzende Berichterstattung – wie etwa durch den Schweizer Auslandkorrespondenten der NZZ in Moskau – bleibt ungeahndet. Ich weiss nicht, wie lange sich ein antiwestlicher russischer Journalist in der Schweiz ungestraft so verhalten könnte.
Sicherheit vor Freiheit, aber Freiheit
Wenn es um Freiheit geht, eine behauptete Paradedisziplin der Schweiz, kommt mir immer die Aussage eines schweizer-kanadischen Freundes in den Sinn, der die Aussage prägte, «was in der Schweiz nicht verboten ist, ist obligatorisch». Wenn alles entweder verboten oder obligatorisch sei, bleibe kein Raum für Freiheit.
Über Freiheit kann man stundenlang diskutieren, besser wäre jedoch, sie zu erleben. Wo fühlt man sich freier? Freiheit ist ein Gefühl, keine Doktrin. Das spürt man besonders dann, wenn ein Gesprächspartner eine komplett andere Meinung vertritt. Das hat sich in der Schweiz geändert: Vor 30 Jahren konnte man in der Schweiz zu einem Nachtessen einladen, an denen Konservative, Sozialisten und Kommunisten eine Nacht lang diskutierten, komplett anderer Meinung waren, einen interessanten und schönen Abend verbrachten und sich als Freunde voneinander verabschiedeten. Das findet in der heutigen Schweiz nicht mehr statt – in Russland schon. Auch die Propaganda, dass die russischen Medien gleichgeschaltet seien, ist ein Mythos. Um es wertfrei zu sagen: In Russland ist es mit der Freiheit viel besser bestellt, als die westlichen Medien und Politiker uns glauben lassen wollen. Oder haben Sie schon jemals gehört, dass die Russen einen ausländischen anti-russischen Journalisten sanktioniert haben? – Ich auch nicht. Das hängt nicht damit zusammen, dass es keine russophoben westlichen Journalisten gibt, sondern eher damit, dass die Russen sich nicht auf dieses tiefe menschliche und rechtliche Niveau begeben.
Bedingungen für Verhandlungen
Verhandlungen in Istanbul
Noch im März/April 2022, kurz nach Beginn der militärischen Spezialoperation, wäre Russland bereit gewesen, alle damaligen ukrainischen Gebiete zu räumen: Der Donbass wäre ukrainisch geblieben, die Krim russisch und die Ukraine als Ganzes neutral und somit kein NATO-Mitglied. Dies wurde von Boris Johnson – wohl im Auftrag der USA – verhindert.
Die NATO glaubte, die Russen auf dem Schlachtfeld besiegen zu können, das Land wirtschaftlich zu zerstören und einen Regimewechsel in Russland zu erzwingen. Es kam, wie es immer in der russischen Geschichte kam, wenn das Land zu etwas gezwungen werden sollte.
Heute gehören die Regionen Donezk, Lugansk, Saparoschje und Cherson zu Russland. Neben den bereits in Istanbul verhandelten Bedingungen (keine NATO, Entmilitarisierung, Entnazifizierung und Schutz der russischen Minderheiten in der Ukraine) denkt Russland gar nicht daran, die vier neuen russischen Regionen an die Ukraine zu übertragen. Weiter dazugekommen ist in den letzten Tagen der Umstand, dass Russland an der russischen Grenze eine Sicherheitszone verlangt. Der Inhalt des an die Ukrainer übergebenen Memorandums wurde am 2. Juni geleakt und stimmt in etwa mit dem seit jeher von Russland verlangten Konditionen überein.
Es scheint den Ukrainern und dem Westen langsam bewusst zu werden, dass die Russen bezüglich Kernbedingungen keinen Schritt weichen werden.
Kriegsverlierer diktieren die Konditionen nicht
Die Ukrainer und die Europäer bestanden auf einen 30-tägigen bedingungslosen Waffenstillstand. Der ist vom Tisch, denn die Russen, welche vom Westen jedes Mal, wenn eine Vereinbarung geschlossen wurde, über den Tisch gezogen wurden, gaben den Ukrainern und der NATO, die sich gelinde gesagt im Zustand der militärischen Zersetzung an der Front befinden, nicht die Möglichkeit, sich militärisch neu zu gruppieren.
Es ist lächerlich, wie sich der Westen gegenüber den siegreichen Russen verhält. Wenn man einen Krieg verliert, ist es nicht am Verlierer dem Sieger die Bedingungen eines Waffenstillstandes zu diktieren. Ein kurzer Blick in die Geschichte zeigt die Spielregeln.
11. November 1918: Die Deutschen verlieren und unterzeichnen

22. Juni 1940: Die Deutschen gewinnen und die Franzosen unterzeichnen
Das Ereignis fand in demselben Eisenbahnwaggon statt, den die Franzosen 1918 benutzt hatten, um Deutschland die Bedingungen zu diktieren.

7. May 1945: Die Deutschen kaptiulieren und unterzeichnen bei den Amerikanern

8. May (9. Mai in Russland) 1945: Die Deutschen kapitulieren und unterzeichnen die sowjetischen Bedingungen in Berlin-Karlshorst

2. September 1945: Die Japaner kapitulieren und unterzeichnen bei den Amerikanern

Die Spielregeln haben sich nicht verändert
Diese Fotostrecke belegt, dass die Verlierer nicht diktieren, sondern unterzeichnen. Sie belegt auch, dass mit dem Akt der Unterzeichnung unausgesprochen auch Regeln gegenüber Nichtanwesenden diktiert werden. Die USA wollten keinen gemeinsame Kapitulationsakt mit der Sowjetunion gegenüber Deutschland und Japan, um politisch freie Hand in der Nachkriegsgestaltung zu haben.
Das scheint den Damen und Herren in Kiew, Brüssel, Paris, London und Berlin entgangen zu sein. Sie führen sich wie die Sieger auf.
Adolf Hitler, der schwerst drogenabhängig war, wurde während des ganzen Krieges von seinem Leibarzt Dr. Morell täglich muntergespritzt. Unter anderem war er kokainabhängig – dies wurde ihm mittels Augentropfen verabreicht. Hitler war nie zu einer Kapitulation bereit. Erst sieben Tage nach seinem angeblichen Selbstmord im Führerbunker am 30. April 1945 unterzeichneten die Deutschen.
Bei (Präsident) Selenski ist es ein offenes Geheimnis, dass er schwerst kokainabhängig ist. Bei Starmer, Macron und Merz gibt es Gerüchte, nachdem man diese Herren mit einem Säckchen Kokain und Schnupflöffel (oder eben Taschentuch und Zahnstocher) erwischte. Kokain soll gemäss Betty Ford Klinik folgende Wirkung haben:
„So legen einige Betroffene ein zunehmend narzisstisches Verhalten an den Tag, das geprägt ist von Selbstüberschätzung und Hemmungslosigkeit und das ihnen selbst oft nicht einmal bewusst ist.“
Betty Ford Klinik
Ob die Herren Kokain konsumieren oder nicht, ist unerheblich, denn ihr Verhalten stimmt mit dem Verhalten von Koksern auf jeden Fall überein. Es wäre unterhaltsam und augenöffnend, falls als Zutrittsbedingung zu Friedensverhandlungen ein Kokaintest gefordert würde. Würde sich dann die Zusammensetzung der Verhandlungsdelegationen verändern?
Bedingungen Russlands nicht abwegig
Schaut man in die Geschichte und erkennt Russland als Serienopfer westlicher militärischer Aggression mit riesigen Verlusten von Soldaten und dem von den Deutschen im Zweiten Weltkrieg veranstalteten grössten Genozid (dazu: «Deutschland – Schwerverbrecher sollten schweigen»), so scheinen die von den Russen als Sieger verlangten Bedingungen zu Verhandlungen verhältnismässig. Das Agieren der europäischen Führer ist unappetitlich und ein Hinweis darauf, dass die Europäer gar keinen Frieden anstreben.
Der Weg zum Frieden
Oft Verhandlungen, manchmal Schlachten bis zum Untergang
Die meisten Kriege enden durch Verhandlungen, da bei jedem Konflikt der Moment kommt, wo die Verlierer einsehen, dass sie keine Chance haben und ein Weiterführen des Konflikts lediglich Tod, Leid und Zerstörung bringt. Wir haben diesen Moment bereits im September 2023 als erreicht gesehen («Die Ukraine ist militärisch am Ende»). Doch das Sterben geht in diesem Konflikt bald zwei Jahre weiter.
Der extremste Fall des Weiterkämpfens und Sterbens in der Geschichte, liegt nicht lange zurück. Als Wilhelm Keitel, Chef des Oberkommandos der Wehrmacht anlässlich des ersten Nürnberger Kriegsverbrecherprozesses vom sowjetischen Ankläger Major Iona Timofejewitsch Nikittschenko gefragt wurde, wann der Krieg gegen Russland seiner Ansicht nach verloren gewesen sei, antwortete Keitel mit einem Wort: “Moskau”. Die erste grosse Niederlage vor Moskau fand Ende November 1941 statt; dennoch ging der Krieg noch dreieinhalb Jahre weiter.
Aggressives Deutschland
Sehr wahrscheinlich äusserte sich Adolf Hitler im Winter 1941 ähnlich wie der neue Führer Deutschlands, Friedrich Merz, Laufbursche von Blackrock, welcher die Fahne des deep states hochhält und in den letzten Tagen folgende Aussagen machte:
«Putin versteht nur die Sprache der Stärke, nicht der Schwäche»
«Wir müssen uns auf eine lange Dauer des Krieges einrichten»
«Russland hat sich verkalkuliert»
«Bundeswehr soll konventionell zur stärksten Armee Europas werden – Egal, was es kostet»
Quellen: DW; Deutscher Bundestag
Diese Aussagen von Friedrich Merz deuten nicht darauf hin, dass Deutschland Frieden anstrebt, sondern den Konflikt mit Russland eskalieren möchte. Das Geschichtsverständnis der deutschen Führung ist auf dem Nullpunkt.
Wie wird Russland reagieren
Die Sicherheitsbedenken Russlands und damit seine Forderungen, diese Bedenken zu adressieren und auch durchzusetzen sind verständlich. Dass nun ausgerechnet Deutschland diese Bedenken unter den Teppich kehrt, ist äusserst bedenklich und lässt in Russland Erinnerungen aufkommen, die einem freundschaftlichen Verhältnis zwischen diesen beiden Ländern nicht förderlich ist, um es äusserst neutral und freundlich auszudrücken.
Bezüglich des Einsatzes von Langstreckenraketen gegen Ziele in Russland, spielt Friedrich Merz mit dem Feuer. In den letzten Wochen wurden tausende ukrainische Drohnen aus der Sumy-Region in Richtung Moskau gesandt. Die meisten wurden abgefangen, jene die Schaden anrichteten, zerstörten Wohnhäuser – ausschliesslich. Auch die Krim-Brücke, welche mit Taurus erreicht werden kann, ist ein ziviles Ziel. Für militärische Zwecke benötigt Russland dieses Bauwerk, welches Russland mit der Krim verbindet, nicht mehr – Militärtransporte werden über die Landbrücke auf die Krim geleitet.
Anfangs März 2024 publizierten wir zwei Beiträge zum möglichen Einsatz von Taurus gegen die Krimbrücke, basierend auf einer abgehörten Telefonkonferenz, die wir im Detail analysierten (2. März 2024 «Wie deutsche Militärs die Krim-Brücke zerstören wollen»; 5. März 2024 «Die Konsequenzen des abgehörten deutschen Luftwaffengesprächs bedeuten Krieg»).
Falls Taurus zum Einsatz kommt, so kann dies nur mit einer direkten Beteiligung von deutschem Personal geschehen. Dies ist keine Behauptung von mir, sondern ergibt sich aus dem abgehörten Gespräch im März 2024.
“Viele Teile des Gesprächs drehen sich um das Bemühen, die Ukrainer direkt – auch mit Leuten vor Ort – zu unterstützen und damit direkt bei Angriffen auf Russland mitzuwirken. Man sucht nach Lösungen und «Tricks», dies nicht so aussehen zu lassen.”
Wie deutsche Militärs die Krim-Brücke zerstören wollen
Falls Taurus gegen Russland eingesetzt wird, kann Friedrich Merz damit rechnen, dass Russland Ziele in Deutschland angreifen wird. Das naheliegendste Ziel wäre der Hauptsitz des Produzenten von Taurus der MBDA in Schrobenhausen, nahe München. Falls Moskau angegriffen wird, kann ein Angriff auf Berlin nicht ausgeschlossen werden.

Dies ergibt sich aus einer Äusserungen Andrej Kartapolows, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses der Staatsduma und ehemaliger stellvertretender Verteidigungsminister in einem Interview mit Life.ru:
“Wir sind auf alles vorbereitet. Wir sind bereit, Taurus-Raketen abzuschießen und die Abschussstellen sowie diejenigen, die sie abschießen, anzugreifen und wenn nötig auch die Orte, von denen aus sie [nach Berlin] gebracht wurden.”
Andrej Kartapolow – 28. Mai 2025
In diesem Fall käme Artikel 5 der NATO-Charta meines Erachtens nicht zur Anwendung, da ein solcher Schlag kein Angriff, sondern eine Reaktion eines Angriffs Deutschland auf Russland wäre.
Was hätte Deutschland als Antwort parat? Nichts, ausser Geschrei.
Friedrich Merz befindet sich in einem Rausch und agiert weit entfernt der Realitäten. Die deutsche Bundeswehr ist faktisch nicht kampffähig, ein Papiertiger.
Die deutschen Muskelspiele beschränken sich bis jetzt auf 400 Armeeangehörige, welche in Litauen stationiert sind. Die deutsche Tagesschau berichtet über den Aufbau des deutschen Heeres wie folgt:
«Mit dem Zeremoniell, an dem auch Verteidigungsminister Boris Pistorius teilnimmt, endet gewissermaßen die erste große Phase: die Vorbereitung für die dauerhafte Stationierung von etwa 5.000 deutschen Soldatinnen und Soldaten in Litauen.
Die Panzerbrigade 45 erhalte im offiziellen Rahmen den Beinamen Litauen, erklärt der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Mitko Müller. Und dazu die Fahnenbänder und die Truppenfahne. «Und damit ist die Brigade dann eine vollwertige aufgestellte Brigade des deutschen Heeres», so Müller.
Bis sie allerdings voll einsatzfähig ist, wird es noch dauern. Ende 2027 soll es so weit sein. Aktuell sind etwa 400 Angehörige der Brigade vor Ort. Nach und nach wird personell weiter aufgestockt. Bis Mitte 2026 sollen etwa 2.000 Personen vor Ort sein.»
Tagesschau
Ob Präsident Putin auf einen Taurus-Angriff militärisch reagieren wird, hängt davon ab, ob ein russischer Vergeltungsschlag in den Augen des Kremls ein Weckruf für Berlin wäre.
24 Kommentare zu „Russophobie – Sicherheitsinteressen Russlands – Deutsche Aggression“