Wie deutsche Militärs die Krim-Brücke zerstören wollen

Ein abgehörtes Telefongespräch, in welchem hohe deutsche Offiziere über die Zerstörung der Krim-Brücke sinnieren – wir protokollieren und analysieren.

Peter Hänseler

Die Deutschen möchten es besser machen – Krimbrücke nach Angriff im Oktober 2022 – Bild: AP

Einleitung

Gestern leakte RT zuerst eine Meldung über ein abgehörtes Telefongespräch, in welchem hohe deutsche Offiziere sich über den Einsatz von Taurus, Ausbidlung, den Fähigkeiten dieses Systems und die Möglichkeit der Zerstörung der Krim-Brücke unterhielten. Dabei gaben sie viel Interessantes preis. Peinlich für die Deutschen, welche jetzt eine Untersuchung eingeleitet haben. Doch, die Katze ist aus dem Sack. Wir fassen den Inhalt zusammen und zeigen auf, wie die NATO-Staaten bereits jetzt als aktive Kriegsparteien knietief im Ukrainekonflikt stecken.

Teilnehmer

An diesem Gespräch nahmen folgende – zum Teil nicht voll identifizierten – Personen teil:

Generalleutnant Ingo Gerhartz – Generalinspekteur der Deutschen Luftwaffe

Link zu Wikipedia

Generalleutnant Ingo Gerhartz – Bild: Wikipedia

Franz Gräfe – Brigadegeneral

Link zu Wikipedia.

Brigadegeneral Franz Gräfe – Bild: Defence IQ

Zwei Mitarbeiter – Fenske  und Florstädt (Schreibweise nicht klar)

Angehörige Spezialisten der Bundeswehr – nicht identifiziert.

Zweck des Gesprächs

Aus der Telefonkonferenz ergibt sich, dass diese Diskussion zum Ziel hatte, ein Gespräch dieser Teilnehmer mit Verteidigungsminister Boris Pistorius vorzubereiten, anlässlich dessen die Möglichkeiten und Schwierigkeiten eines Einsatzes des Taurus Systems präsentiert werden sollen.

Der Generalinspekteur der Luftwaffe, Ingo Gerhartz, begrüßt Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius im Fliegerhorst Holzdorf, 12. Oktober 2023 – Quelle: RT

Das Gespräch in voller Länge

Das gesamte Gespräch haben wir zuerst auf dem YouTube-Kanal «unzensiertDE News» gefunden.

https://www.youtube.com/watch?v=AC93hTdtTxA
Quelle: YouTube

Zusammenfassung – die wichtigsten Punkte

Vorbemerkungen

Sie lesen hier die Notizen, die wir im Verlauf des knapp 38 Minuten dauernden Gesprächs gemacht haben. Die Untertitel weisen auf die ungefähre Zeit der gemachten Bemerkungen hin. Es ist jeweils nicht genau zu eruieren, welche Person in diesem Gespräch was sagt

Die ersten 5 Minuten

Das Gespräch läuft die ersten 5 Minuten als Geplänkel zwischen den Mitarbeitern, die sich über Privates und auch Dienstliches unterhalten, bis Gerhartz dem Gespräch beitritt.

Dabei ist lediglich interessant, dass einer der Mitarbeiter dem anderen verspricht, dienstliche Informationen über WhatsApp zuzustellen. Da scheint die Sicherheit wohl nicht auf hohem Niveau zu sein. Möglicherweise ist diese Haltung auch der Grund, warum dieses Gespräch den Weg in die Öffentlichkeit geschafft hat.

Minute 05:30

Gerhartz führt das Gespräch. Pistorius wolle tief in Taurus einsteigen. Scholz blocke. Er sei von einer Journalistin angefragt worden, ob der Grund des Blockierens darauf zurückzuführen sei, dass dieses System gar nicht funktioniere. Das stimme natürlich nicht. Man müsse [Pistorius] eine gute Präsentation machen.

Taurus (Marschflugkörper) – Quelle: Wikipedia

Minute 10:30

Man müsse nicht nur Probleme präsentieren, sondern auch Lösungen.

Wenn es um Missionsplanung gehe, wenden die Engländer «Reachback» an und hätten dann einige Personen vor Ort. [Das bedeutet wohl, dass die Missionen ausserhalb von der Ukraine geplant werden und dann mit Leuten vor Ort (Britischen Militärs) implementiert würden.]

Minute 10:53

Es wird darüber gesprochen, dass die Briten vor Ort [Ukraine] die Deutschen unterstützen könnten. Die Planung könnte über die MBDA [Produzent von Taurus] laufen – wie solle das gemacht werden – Frage an die Mitarbeiter.

Minute 11:50

Es gebe zwei Punkte die sensitiv seien: Erstens, die Lieferung und zweitens die Anpassung der Flugzeuge (Suchoi). Das würde ca. 8 Monate brauchen.

Minute 13:50

Der Hersteller brauche ca. 6 Monate, um Taurus für die Suchoi oder F-16 umzurüsten.

Minute 14.23

Ausbildung würde betreffend Bedienung durch den Hersteller gemacht. Die Bundeswehr würde die taktische Ausbildung übernehmen, was in Deutschland stattfinden würde und ca. 3-4 Monate dauere.

Minute 15:10

Solange die Ausbildung dauere könnten die Engländer helfen. Datenbanken und Satellitenbilder würden über den Hersteller kommen. Die Ukrainer hätten ja mehr High-Tech als die deutsche Luftwaffe, somit sei es möglich, dass die Ukrainer die oben genannten Zeitaufwände verkürzen könnten.

Minute 17:00

Ausbildung: 3 Wochen beim Hersteller und 4 Wochen bei der Luftwaffe. Planung von Einsätzen: Wir müssen unterstützen: Unsere Leute brauchen 1 Jahr für die Ausbildung. Mit Unterstützung der Luftwaffe, 10 Wochen Ausbildung für die Ukrainer.

Minute 18:10

Die Unterstützung könnte aus Deutschland heraus on-line gemacht werden.

Minute 19:00

Politisches Risiko der direkten Beteiligung: Daten laufen nicht direkt von uns, sondern über den Hersteller.

Minute 19.:20

Zieldaten kombiniert mit Satellitenbildern müssen in Büchel (D) verarbeitet werden und könnten dann per Auto durch Polen in die Ukraine transportiert werden [Umgehung der direkten Kriegsbeteiligung].

Minute 20:15

Reaktionszeit: Auftrag bis «Airborne» bräuchten wir 6 Stunden, wenn es genauer als auf 3 Meter sein muss, 12 Stunden.

Minute 21.15

Es laufen ja schon viele Amerikaner in Zivilklamotten rum. Die Ukrainer verfügen über Satellitendaten.

Minute 21.45

Russische Luftverteidigung: Wir können ausweichen, da wir im Tiefflug arbeiten. Storm-Shadow fliegt über Waypoints – wir umfliegen die russischen Systeme.

Minute 22:40

Wir benötigen ca. 50 Taurus in der ersten Runde – damit werden wir den Krieg nicht verändern, auch wenn wir nochmals 50 liefern, dann ist aber fertig, mehr gibt es nicht.

Minute 23.:20

Die Franzosen und Briten werden sagen, so jetzt seid Ihr einmal dran mit Lieferungen.

Minute 23:40

Alleinstellungsmerkmal gegenüber Storm-Shadow bezüglich Robustheit, Flugabwehr und Flughöhe. Da bieten sich zwei interessante «Target-Types» an: Einmal die Brücke im Osten [Krim-Brücke] und dann auch Munitionsdepots. Die Krimbrücke ist schwer zu erreichen und die Pfeiler sind klein. Taurus kann das, Storm-Shadow nicht.

Minute 24:25

Drei Routen rausgesucht. Mit unserer Technik grundsätzlich machbar. Limitierender Faktor: SU-24.

Suchoi – SU-24 – Quelle: Wikipedia

Die Ukrainer haben nicht mehr viele übrig – das bewegt sich im einstelligen Bereich [weniger als 10].

Piloten können schnell ausgebildet werden, aber die Ausbildung im «Image-Planning» wird nicht schnell gehen [Wenn der Taurus tief fliegt, müssen Geländebilder geladen werden].

Minute 26:15

Die Krimbrücke ist gross wie ein Flugplatz. Dafür benötige man 10-20 Taurus. «Wenn wir auf die Pfeiler gehen, machen wir unter Umständen nur ein Loch rein und dann stehen wir da». Wir müssen den Ukrainern alle Daten geben, sonst geht es nicht.

Minute 27:50

Brücke ist äusserst wichtig für Russland – «Herzstück» – militärisch und politisch. Nicht mehr ganz so wichtig, da sie ja auch die Landbrücke haben. Aber die Angst der Russen bleibt, den direkten Link über die Ukraine zu benutzen. [Anmerkung: Die Russen bauen auf dem Landweg die Eisenbahnlinien gegenwärtig aus].

Minute 29:05

[Jetzt wird es wieder politisch]. Können wir den Trick anwenden, dass alle Daten über MBDA [Hersteller] laufen, um eine direkte Verbindung der Bundeswehr zur Ukraine nicht zu zeigen? Wir planen die Daten und fahren die dann im Auto durch Polen in die Ukraine. Das macht alles keinen Unterschied «beteiligt ist beteiligt».

Minute 29:30

Wenn wir richtig Ausbildung machen, dauert das 4 Monate. In dieser Phase fragen wir die Briten, ob sie übernehmen. Irgendeine Zwischenlösung. «Stell Dir mal vor, das kommt an die Presse».

Minute 30.15

Wenn der politische Willen da ist, dann soll mal einer aus der Ukraine hier rüberkommen. Falls die Bedingung ist, keinerlei direkte Beteiligung an der Missionsplanung, dann wird es länger dauern und das Ergebnis ist nicht so gut. Dann kann man mit Taurus nicht alles machen, aber das heisst nicht, dass man damit nichts machen kann.

Minute 31.:35

Varianten: «Quick-Track/Low-Track». Schnelle Ergebnisse, etwa Munitionsdepots jedoch nicht die Brücke.

Minute 32.20

Planung zur Zerstörung von Munitionsdepots aufgrund der massiven Luftverteidigung schwierig. Wir wissen nicht, wo die Luftverteidigung der Russen ist; hoffentlich wissen das die Ukrainer.

Minute 33:18

Wenn wir die gesamten Daten haben und nutzen können, können wir uns durchsetzen. Je weniger Daten und Ausbildung, desto weniger Durchsetzungsmöglichkeit.

Minute 35.23

Je länger mit dem Entscheid der Taurus-Lieferung gewartet wird, je länger dauert die Umsetzung. Zuerst einfache Ziele [Munitionsdepots] dann komplexere [Krimbrücke] oder die Briten nach Unterstützung fragen.

Fazit

Der alleinige Umstand, dass dieses Telefongespräch abgehört und jetzt veröffentlicht wurde, wirft Fragen auf.

Erstens weiss niemand, ob dies ein Einzelfall ist, oder ob die russischen Geheimdienste ganze Teile der deutschen oder sogar NATO-Kommunikation abhören können.

Zwei Details, die sich aus dem Gespräch ergeben, wiesen auf Fahrlässigkeit hin: Am Anfang des Gesprächs sagt einer der Teilnehmer einem anderen, dass er ihm Daten per WhatsApp zustellen werde. Wenn ich richtig verstanden habe, handelte es sich dabei um dienstliche Informationen. Weiter ergibt sich aus dem Gespräch, dass ein Teilnehmer das Gespräch aus einem Hotelzimmer in Singapur führt. Das lässt tief blicken und möglicherweise wird auf der deutschen Seite mehr als fahrlässig gearbeitet.

Weiter wird erläutert, dass 50 oder sogar 100 Taurus geliefert würden, diese jedoch keinen Einfluss auf den Kriegsverlauf hätten. Da stellt man sich die Frage, warum man dies dann überhaupt in Erwägung zieht – die Antwort darauf ist klar: Marketing und Politik und der unbedingte Wille zur Eskalation.

Die Offiziere gehen davon aus, dass zur Zerstörung der Krimbrücke zwischen 10 und 20 Taurus Marschflugkörper notwendig seien, da die Brücke massiv und schwer zerstörbar sei. Die Fixierung, diese Brücke zwischen dem russischen Festland und der Krim zu zerstören, scheint beinahe einer Manie gleichzukommen, denn die Russen bauen über die Landbrücke ab Mariupol eine Verbindung, welche eine sichere Alternative zur Krimbrücke darstellt.

Viele Teile des Gesprächs drehen sich um das Bemühen, die Ukrainer direkt – auch mit Leuten vor Ort – zu unterstützen und damit direkt bei Angriffen auf Russland mitzuwirken. Man sucht nach Lösungen und «Tricks», dies nicht so aussehen zu lassen.

Aus dem Gespräch wird evident, dass die Amerikaner und Engländer bereits voll, direkt und vor Ort in der Ukraine ins Kriegsgeschehen eingreifen; dies haben wir bereits vor einem Jahr in unserem Artikel «Schlafwandler am Werk: Der 3. Weltkrieg hat wohl bereits begonnen» aufgezeigt – nun ist der Beweis da.

Alle Beteiligten sind sich somit darüber im Klaren, dass sie gegen Russland Krieg führen, d.h. der NATO-Russland-Krieg ist bereits Realität. Somit stünde es Russland zu, Ziele in der NATO ebenfalls anzugreifen. Dass die russische Regierung dies (noch) nicht getan hat, weist einmal mehr darauf hin, dass Russland einen deeskalierenden Kurs fährt, der Westen jedoch voll auf Eskalation setzt.

Dieses Leak ist eine komplette Katastrophe für die deutsche Regierung. Sie zeigt Zögern, Inkompetenz und Unehrlichkeit auf. Schliesslich ist mir aufgefallen, dass das Gespräch sehr unkoordiniert und unstrukturiert geführt wurde.

Es wäre gescheiter, falls sich Kanzler Scholz dazu durchringen würde, Verhandlung mit den Russen anzustreben, denn auf diese Weise gewinnt man auf jeden Fall keinen Krieg gegen Russland, sondern kehrt alles vor, einen Weltkrieg zu provozieren. Manchmal frage ich mich, ob es tatsächlich Leute gibt, die dieses Ziel vorsätzlich verfolgen.

Wie deutsche Militärs die Krim-Brücke zerstören wollen

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