Der Krieg zweier Welten hat begonnen – Teil 5

Das grosse Spiel nicht aus den Augen verlieren: Der Hegemon kämpft um die Vorherrschaft gegen eine multipolare, aber heterogene Welt. Präsident Trump versetzt den Westen im Tagesrhythmus in Zustände von Hoffnung und Empörung – das beeindruckt die Chinesen und die Russen nicht.

Peter Hänseler

Einleitung

Nachdem die Ukraine in der Nacht auf den 11. März 2025 einen Drohnenschwarm nach Moskau sandte, bei dem es Tote und Verletzte gab und aufgrund der gewählten Ziele – lediglich Wohnhäuser – als Terrorattacke gewertet wird, fanden in Saudi Arabien Gespräche zwischen den Amerikanern und den Ukrainern statt. Erwähnenswert ist die Tatsache, dass (Präsident) Selenski auf Geheiss der Amerikaner nicht teilnehmen durfte: Er ist aus dem Spiel; ob er es bereits realisiert hat, ist aufgrund seines Drogenkonsums nicht klar.

Man einigte sich auf einen Waffenstillstand von 30 Tagen und die USA werden die Militärhilfe und die Versorgung mit Geheimdienstinformationen sofort wieder aufnehmen. Dies eine Einigung zu nennen, ist naiv, denn die Russen müssten zustimmen, was sie nicht taten: Die Russen halten alle Karten in der Hand, die Ukrainer gar keine – so der O-Ton von Präsident Trump.

Die Russen räumen in der Kursk-Region auf, anders kann man dies nicht nennen. Es ist gut möglich, dass in den nächsten Tagen der letzte Ukrainer aus Russland vertrieben wird. Damit verliert Selenski die letzte Karte für Verhandlungen mit Russland.

Die Russen werden ihre Waffen schweigen lassen, wenn ihre Bedingungen zu Verhandlungen erfüllt werden, um einen nachhaltigen Frieden zu erreichen (Gebietsansprüche, Neutralität der Ukraine, Rückzug aller westlichen Truppen, Neuwahlen in der Ukraine, Aufhebung der westlichen Sanktionen). Die Verhandlungsmethoden von Donald Trump, dem Westen im Tagesrhythmus heiss-kalte Duschen zu verabreichen bis die Adressaten nicht mehr wissen, wo oben und unten ist, verfängt im Westen, ist aber gegenüber Russland und China nicht zielführend. Ich gehe davon aus, dass Donald Trump und sein Team das spätestens dieses Wochenende realisieren werden.

Meine Warnrufe, welchen ich bezüglich der Finanzmärkte mehrmals Ausdruck gab, scheinen von der gegenwärtigen Realität bestätigt zu werden. Ob das der Beginn des grossen Kollapses ist oder nicht, weiss niemand.

Ich verweise an dieser Stelle kurz auf Teil 1 – Strategie der USA im 1. Und 2. Weltkrieg; Lage der USA und des Kollektiven Westens; Teil 2 – BRICS und Globaler Süden; Teil 3 – Kehrtwende der USA gegenüber Russland; Teil 4 – Mittelfristige Prognosen.

Keine Änderung der Geostrategie der USA

Die Langzeitstrategie der USA hat sich durch die Kehrtwende gegenüber Russland nicht verändert. Die Vereinigten Staaten sehen sich nach wie vor als die klare Nummer 1 mit Hegemonie-Stellung auf dieser Welt. Sie werden alles daransetzen, diese Vormachtstellung zu halten – mit allen Mitteln.

Die Kehrtwende Trumps in den letzten Wochen gegenüber Russland als eine Gesamtstrategieänderung zu deuten, wäre somit ein grosser Fehler. Russland war schon seit über 120 Jahren im Fadenkreuz der Briten und dann auch der Amerikaner. Nach dem Fall der Mauer verschafften sich die Amerikaner durch die Finanzierung der russischen Oligarchen riesigen Einfluss in der Wirtschaft und Politik des dannzumal schwachen Riesenreichs und waren ihrem Ziel – der Zerstückelung Russlands – nie so nahe.

Präsident Putin stutzte die politische Macht der Oligarchen komplett und neutralisierte damit den US-Einfluss und den Einfluss der Londoner City innerhalb Russlands. Die Amerikaner antworteten mit der vereinbarungswidrigen NATO-Ostexpansion, gegen die sich Russland 30 Jahre lang diplomatisch stemmte. Eine weitere Manipulation der USA war der Georgienkrieg, den sie durch die von ihnen installierte Marionette Saakaschwili verursachten und bei dem sie scheiterten. Danach machten die USA auf Freundschaft als sich Hillary Clinton und Sergei Lawrow in Genf trafen und Hillary Clinton einen Neuanfang versprach, nur um Zeit und Kräfte für die Vorbereitung von Maidan zu sammeln. Diesmal dauerte das Trommelfeuer gegen Russland seit Maidan über 10 Jahre und wieder scheiterten die USA, Russland wirtschaftlich in die Knie zu zwingen, einen Regimewechsel (z.B. mit Navalny) zu erreichen und Russland militärisch zu besiegen. Diesmal war die Beteiligung der USA im Kriegsgeschehen, zusammen mit ihren NATO-Partnern so direkt wie nie zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. Dennoch scheiterten sie abermals.

Somit sollte man äusserst vorsichtig sein, in das gegenwärtige Verhalten der USA zu viel hineinzulesen oder gar einen Strategiewechsel erkennen zu wollen, denn ausser gegenüber Russland gibt das Verhalten der USA keine Hinweise dafür, dass sie ihre Strategie in der Aussenpolitik ändern, ganz im Gegenteil: Die USA nehmen eine äusserst aggressive Haltung gegenüber Kanada, Mexico, Panama, Grönland, Gaza, Venezuela ein und sind daran, ihre wirtschaftlichen Interessen durch Druckausübung auf die EU, gegen Indien, gegen China und – etwas unter der Oberfläche – gegen Saudi Arabien zu verfolgen. Weiter passt das genozidfördernde Verhalten der USA in Sachen Gaza so gar nicht zum Bild, das die USA als Friedenstifterin in Sachen Ukraine vermitteln will.

Die geopolitische Aggression der USA hat sich somit keineswegs verändert, die Politik gegenüber Russland stellt eine von Opportunismus getriebene Ausnahme dar.

Europa komplett von der Rolle und im Offside

Der Alleingang Europas, der keiner sein wird, beurteile ich als direkte emotionale Reaktion auf die Kursänderung der USA gegenüber Russland. Mehr ist da nicht, denn wir haben in den vorherigen Teilen erörtert, dass man die Staaten in Westeuropa mit Fug als Vasallen und die EU als Instrument der USA bezeichnen darf. Ich bin der Auffassung, dass die Reaktion der Europäer – vor allem Deutschlands, Frankreichs und Grossbritannien – nicht mehr als ein Zwergenaufstand ist, welcher sehr bald in sich zusammenbrechen wird. Diese europäischen Staaten werden sich mit den USA bald wieder abstimmen müssen. Die Possen, welche von der politischen Führung in Frankreich, Deutschland und Grossbritannien gerissen werden, sind unrealistisch und stehen im Kontrast mit den pitoyablen Zuständen in den betroffenen Ländern, die danach schreien, im Innern Ordnung zu schaffen. Die Liste unserer Artikel über die schwierigen Zustände in Europa ist lang. Ich verweise auf «Deutschland ist ein naiver Spielball der USA ohne Kraft zur Kehrtwende«.

Die Probleme, etwa in Deutschland, sind mehrschichtig: Schulden, Wirtschaft, Wirtschaftspolitik, Migrationsproblematik, Unzufriedenheit in der Bevölkerung, Wokeism, inkompetente Führung und fehlende Glaubwürdigkeit. Neuestes Beispiel betreffend Glaubwürdigkeit der Führung in Deutschland war etwa das Versprechen von Friedrich Merz, die Schuldenbremse nicht anzutasten (noch einen Tag vor der Wahl) um dann ein paar Tage später über eine Billion neue Schulden aufzunehmen. Diese Irrsinnsausgaben möchte Merz im Schnellverfahren durch den Bundestag boxen, wo er eine 2/3 Mehrheit benötigt, die er im neuen Parlament nicht erreichen würde.

Zur Erinnerung: Der 20. Deutsche Bundestag wurde infolge eines verlorenen Vertrauensvotums gegen Bundeskanzler Olaf Scholz aufgelöst. Am 16. Dezember 2024 stellte Scholz die Vertrauensfrage, die negativ ausfiel. Daraufhin löste Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am 27. Dezember 2024 den Bundestag auf. Nachdem die Neuwahlen stattgefunden hatten, endete die reguläre Gesetzgebungstätigkeit des alten Bundestages und er konnte und kann seit der Bundestagswahl vom 23. Februar 2025 keine neuen Gesetze mehr beschließen. Er bleibt bis zur konstituierenden Sitzung des neuen Bundestages am 25. März 2025 lediglich geschäftsführend im Amt und kann in dieser Übergangszeit nur noch in außergewöhnlichen Situationen tätig werden, beispielsweise wenn dringende Maßnahmen erforderlich sind – wozu derartige gravierende Verfassungsänderungen nicht gehören. Vor diesem Hintergrund ist dieser Coup von Friedrich Merz und seinen Kumpanen rechtlich mehr als zweifelhaft. Ob allerdings das derzeitige weichgespülte und ideologisch stromlinienförmige Deutsche Verfassungsgericht das auch so sehen wird, wird man abwarten müssen. Auf jeden Fall ist dieses Vorgehen ein komplettes Missachten des Volkswillens und ein Paradebeispiel dafür, dass die Politiker sich einen feuchten Staub ums Volk und dessen Willen scheren.

Das beleidigte Europa versucht mit billigen Aktionen die betroffenen Bevölkerungen auf ein in den USA bereits untergegangenes Narrativ über den Imperialisten Putin einzuschwören und mit irren Ideen, die etwa beinhalten, dass man militärisch gegen Russland gewinnen könne; nota bene nach dem diese Strategie selbst mit der Unterstützung der USA fehlschlug. Dieser Aktionismus beruht auf dem Narrativ, dass Russland zuerst das Baltikum, dann Polen und schliesslich Westeuropa angreifen wolle. Für eine solche Absicht gibt es nicht ein einziges Indiz. Wenn man Russland wirklich kennt, wird man sich als erstes fragen, was Russland mit einem sich in einem jämmerlichen Zustand befindlichen Westeuropa anstellen würde. Dieses Narrativ wurde im Westen aufgebaut, um die Unterstützung für die dumme Politik in den letzten drei Jahren zu rechtfertigen. Es ist durchaus möglich ist, dass dieser komplette Schwachsinn von einigen Politikern in Europa tatsächlich geglaubt wird, ein weiteres Zeichen dafür, dass die betroffenen Personen ihre eigene Propaganda glauben und somit schon aus diesem Grund für einen Regierungsposten nicht geeignet sind.

Die feindliche Haltung Deutschlands gegenüber Russland kommt in Moskau übrigens gar nicht gut an. Russland hat Westeuropa nie angegriffen, die Deutschen jedoch haben mit dem 1. und 2. Weltkrieg über 30 Millionen russische Menschenleben auf dem Gewissen und haben jetzt die Chuzpe, Russland als Aggressor darzustellen.

Blenden wir kurz auf einen Zeitpunkt zurück als Deutschland das letzte Mal über ernstzunehmende Streitkräfte verfügte und was es zum Erreichen dieses Niveaus bedurfte:  Es war nicht etwa Adolf Hitler, welcher die Wiederaufrüstung der späteren Wehrmacht nach Versailles initiierte. Dieser Prozess begann bereits 1922 als Deutschland anfing, die von Versailles auferlegten Regeln zu umgehen, um aufzurüsten. Somit dauerte die Wiederaufrüstung bis Kriegsbeginn (1939) volle 17 Jahre. 1939 gab Nazideutschland 25% des Bruttosozialprodukts für Rüstung aus – die Ausgaben erhöhten sich während des Krieges stetig, bis 1944 75% des Bruttosozialproduktes für Militärausgaben verwendet wurde. Aus eigener Kraft war die Aufrüstung übrigens nicht möglich. Finanziert wurde dieser Aufbau vor allem von den USA – siehe meine Bemerkungen dazu im 1. Teil dieser Serie. Weiter bedurfte dieser Aufbau einer kompletten Unterwerfung des Volkes unter den Willen Adolf Hitlers, um ein Heer von ca. 4 Millionen Mann aufzustellen und auszubilden. Verloren hat Deutschland den Krieg dennoch. Es ist somit nicht nachvollziehbar, was Friedrich Merz hier verkündet.

Mittelfristig wage ich die Behauptung aufzustellen, dass die Amerikaner den Druck auf Europa solange erhöhen werden, bis diese einknicken. Dennoch, auch wenn Europa sich wieder näher an die USA anlehnt – oder besser: anlehnen muss – die grosse «Liebe» scheint getrübt und das hochnäsige Europa wird gegenüber Onkel Sam wohl lange die beleidigte Leberwurst spielen, denn in ihren Augen hat Onkel Sam mit dem lahmen Bären im Osten, der sich als gar nicht lahm entpuppte, geflirtet. Der Versuch Trumps, Frieden zu erreichen wird von den kriegstrunkenen Europäern als übergriffig und verräterisch beurteilt. Mit allen Vorbehalten, welche wir eingangs gegenüber den USA geäussert haben, ist es unverständlich Friedensbemühungen als Verrat darzustellen.  

Besteht der Kollektive Westen noch?

Somit stellt sich die Frage, in welchem Zustand der Kollektive Westen zurzeit ist: Ich getraue mich, zu behaupten, dass der Kollektive Westen zurzeit ohne den europäischen Teil dasteht und einem amputierten Papiertiger gleicht. Was bleibt, ist das Imperium – der Hegemon –  dessen europäischer Pfeiler sich offen gegen das Imperium stellt, unter tatkräftiger Mithilfe der Medien. Wie sich Süd-Korea, Japan und Australien verhalten werden, ist noch nicht klar. Ich wage jedoch die Prognose, dass sie sich weiser verhalten werden als Europa. Dennoch, der Kollektive Westen ist nicht mehr präsent in einer Art und Weise, dass ihm gute Chancen im Wettbewerb mit dem Globalen Süden eingeräumt werden können.

Es geht am Schluss nur ums liebe Geld

Die Weltreligion ist Geld – da gleichen sich die Meisten

Wenn wir jetzt unseren Blick in die weitere Zukunft richten, sind die folgenden Aussagen, welche möglicherweise Viele als banal betrachten werden, äusserst wichtig.

Ich verbrachte diese Woche einen Abend mit einem geopolitischen Kommentator und wir argumentierten über die verfahrene Situation. Irgendwann sagte er, «wir sprechen über Geopolitik, aber schlussendlich sprechen wir nur über Geld». Ein weiser Satz.

Geld regiert nicht nur die Geopolitik, sondern die meisten Gesellschaften auf dieser Welt. Seit meiner Jugend hat sich die Konsumwut und der Stellenwert von Geld in allen Gesellschaften dieser Welt, welche ich bereist habe, zur Religion gemausert. Das betrifft sicherlich nicht alle Menschen, aber viele, zu viele. Wenn man nicht reich ist – die meisten sind dies nicht – möchten viele wenigstens reich wirken. Um reich zu wirken, machen viele Menschen fast alles. Ich habe in meinem Leben noch nie so viele teure Autos auf den Strassen dieser Welt gesehen, ca. 90% aller Autos sind geleast oder sonst wie mit Geld, das man nicht hat, bezahlt. Menschen kaufen Sachen, mit Geld, das sie nicht haben, um Andere, die sie nicht mögen, zu beeindrucken. Somit basiert der Luxus vor unseren Augen nicht auf Wohlstand und Wirtschaftskraft, sondern sie sind ein Ausdruck von kreditfinanziertem Wahnsinn.

Das ist übrigens keine Zeiterscheinung, die sich auf den Westen beschränkt. Auch in Russland und in Asien verschulden sich Menschen für Tand. Diese gesellschaftliche Zeiterscheinung wurde durch die Nullzinspolitik vieler Zentralbanken noch angefeuert, denn man erhielt das Geld, um diese blödsinnigen Statussymbole zu finanzieren, gratis. Möglicherweise sind die hohen Kreditzinsen der Grund, dass es z.B. in Russland mit diesem Irrsinn weniger weit geht.

Man sollte somit den Durchschnittsmenschen danach einschätzen, wie er sich verhält und sich bewusst sein, dass der Durchschnittsmensch sehr wohl einen grossen Einfluss auf das Verhalten der betroffenen Regierungen hat. Daraus folgt, dass die Aussage «follow the money» (folge dem Geld) somit eine der ersten Regeln ist, welche man bei der geopolitischen Analyse lernt.

Augangslage

Wir haben in Teil 1 die Situation im Kollektiven Westen beschrieben. Zu all den dort bereits beschriebenen Problemen ist innert zwei Wochen dazugekommen, dass der Zusammenhalt zwischen Europa und den USA getrübt ist. Da besteht zurzeit keine Einheit mehr und wir haben vielfach darauf hingewiesen, dass der Petrodollar für die Vereinigten Staaten essentiell für ein nachhaltiges Überleben ist. Weiter gehe ich davon aus, dass Donald Trump bemerkt hat, dass der Globale Süden grundsätzlich keine Probleme mit dem Status des US-Dollar als Weltwährung hat. Das Abwenden der BRICS-Staaten vom US-Dollar wurde von den Amerikanern verursacht als sie den US-Dollar immer mehr als Waffe einsetzten und Länder, welche wegen ihrer Ansichten bestraft werden sollten, vom US-Dollar abgeschnitten wurden, was im März 2022 mit dem Abschneiden Russlands nicht nur vom US-Dollar sondern von allen westlichen Währungen und dem Einfrieren der Fremdwährungsreserven Russlands seinen Höhepunkt fand. Ab diesem Zeitpunkt startete der Handel unter BRICS-Staaten ohne US-Dollar.

Kommt der US-Dollar zurück?

Im Artikel – gemeinsam verfasst mit Simon Hunt – «Wie BRICS seine größte Herausforderung meistern könnte – der Zahlungsausgleich» zeigten wir unter anderem auf, wie die Verwendung des US-Dollars seit 2022 einstürzte und wie BRICS und andere Staaten des Globalen Südens nach Alternativen für den US-Dollar als Handels- und Reservewährung suchen.

Falls Donald Trump diesen Trend stoppen, bzw. umkehren möchte, kann er das erreichen: Aufhebung aller US-Dollar-Sanktionen für alle Länder. Somit nicht nur für Russland, sondern auch etwa für den Iran, für Kuba, etc. Wenn es Trump gelingt, die Weltgemeinschaft zu überzeugen, dass die Zeiten des Missbrauchs des US-Dollars als Waffe vorbei sind, werden BRICS-Staaten und andere Länder des Globalen Südens den US-Dollar wieder vermehrt benutzen. Das wird sehr schnell zur Aufhebung der Sanktionen gegen Russland führen.

Wir haben erlebt, was für ein Sturm der Empörung sich über Europa zog als Donald Trump verkündete, dass er mit den Russen auf Augenhöhe verhandeln möchte. Falls Trump zum Schluss kommt, dass er aus eigenem Interesse den US-Dollar entmilitarisiert, und SWIFT, die EZB, die Japanische und Schweizerische Zentralbanken zwingen wird, ihre Sanktionen aufzuheben und die eingefrorenen Vermögenswerte zurückzugeben, werden die Europäer empört sein, aber nicht mehr.

Nur so kann die Refinanzierung des US-Haushalts gewährleistet werden; dies funkitoniert nur, wenn der US-Dollar wieder von mehr Ländern gehalten wird, denn nur so können sich die USA weiter «automatisch» refinanzieren – siehe dazu meine Ausführungen.

USA wird mittelfristig die Nähe zu BRICS suchen

Wir haben in Teil 2 erörtert, dass BRICS – der wirtschaftliche Interessensverband des Globalen Südens – die G7 als Wirtschaftsverband des Kollektiven Westens bereits weit hinter sich gelassen hat – siehe im Detail unsere Auführungen dazu in Teil 2.

Copyright: voicefromRussia.com

Falls die Amerikaner den Weg des «liberalen» US-Dollars gehen werden, ist es absehbar, dass die USA mit BRICS-Ländern und jenen, die es noch werden wollen, enger zusammenarbeiten werden. Dies, um Geschäfte zu machen, jedoch auch um den geopolitischen Einfluss in diesen Ländern zu vergrössern, frei nach dem Grundsatz, «if you can’t beat them, join them – and then beat them». BRICS und Länder, die BRICS nahestehen, werden engere Geschäftsbeziehungen mit den USA begrüssen.

Die USA werden sich über kurz oder lang jedoch nicht mit reinen Geschäften begnügen, sondern werden versuchen, Staaten, welche BRICS nahe stehen auf ihre Seite ziehen zu wollen. Die Liste ist nicht endlos, aber lang.

Copyright: voicefromRussia.com

Zielländer der USA bzw. des Kollektiven Westens

Aufgrund der Multipolarität, auf welche BRICS setzt, die meines Erachtens durchaus gelebt wird, da keine formalen Führungsstrukturen bestehen, werden die Amerikaner – zumindest anfangs – bei ihrem Treiben innerhalb dieser Ländergruppen relativ ungestört schalten und walten können.

Ihr Ziel wird es sein, möglichst viele und starke Länder auf «ihre Seite» zu ziehen, denn die Amerikaner handeln als Hegemon, somit unipolar und denken in Blöcken. Sie verstehen Multipolarität nicht und es ist ihnen letztlich ein Graus, wenn ihre «Freunde» mit der «anderen Seite» Geschäfte machen.

Ich habe keine Kristallkugel, aber ich gehe davon aus, dass die Amerikaner jene Länder als Ziele ins Auge fassen werden, welche entweder über viel Rohstoffe oder aber eine wichtige strategische Lage haben. Das zeichnet sich bereits ab.

Als sehr gutes Beispiel für ein interessantes Land bezüglich Rohstoffe ist Saudi-Arabien. Dieses wurde bereits im Sommer 2023 als Vollmitglied von BRICS eingeladen, hat aber bis heute seinen Beitritt nicht ratifiziert. Saudi-Arabien ist bezüglich Rohstoff Öl mit einer Produktion von knapp 13% der Weltproduktion einer der grössten Produzenten der Welt und somit sehr interessant für BRICS, aber auch für den Kollektiven Westen. Saudi Arabien ist somit in diesem grossen Spiel ein wichtiger Mosaikstein für die USA – detaillierter in Teil 2.

Wegen der geographischen Lage soll die Türkei als weiteres Beispiel für einen zukünftigen Krisenherd dienen. Die Türken, bzw. ihr Herrscher Erdogan, will immer auf allen Hochzeiten tanzen, was nicht nur die USA, sondern sicherlich auch Russland und China nervt. Erdogan gilt als geschickt, aber komplett unzuverlässig und illoyal. Aufgrund dieses Verhaltens – speziell das Verhalten der Türken in Syrien – wird Syrien wohl mittelfristig nicht BRICS-Mitglied. Die Amerikaner werden dieses Vakuum nutzen.

Panama stand seit einigen Wochen ebenfalls in den Schlagzeilen, da Trump Panama übernehmen wollte. Es scheint eine Zwischenlösung erreicht worden zu sein. In einer Grossaquisition von Blackrock wurden unter anderem auch Hafenalnlagen in Panama erworben. Somit ist Trump seinem Ziel näher, indem er den chinesischen Einfluss in Panama vermindert hat.

Weitere Länder von Interesse für die USA sind etwa Kasachstan (Uran, Nähe zu Russland), Malaysia (Erdgas und Handelsrouten), Nigeria (Erdöl) – die Liste ist lang und strategisch werden die afrikanischen Länder von speziellem Interesse sein, das dieser Riesenkontinent unglaublichen Reichtum verspricht und durch die verantwortungslose Kolonialpolitik der Franzosen und Briten tief und arm gehalten wurden.

Hybris trifft Nemesis

Wenn es darum geht die Chancen des Kollektiven Westens langfristig zu beurteilen, müssen wir mit der Haltung des Kollektiven Westens beginnen, die zu einem der grössten Stolpersteine werden können und bereits geworden ist: Hybris.

Hybris bezeichnet seit der Antike die Selbstüberschätzung des Menschen. Nemesis ist in der griechischen Mythologie die Göttin der ausgleichenden Gerechtigkeit.

Westliche Grossmächte kontrollieren seit Jahrhunderten direkt oder indirekt die Geschehnisse auf der Welt. In der Neuzeit bedeutete dies vor allem auch die wirtschaftliche Kontrolle mit der Reservewährung.

Quelle: wealthdfm.com

600 Jahre Vorherrschaft hat im Westen zu Hybris geführt. Früher waren die Länder vom Westen aus nicht schwer zu kontrollieren. Der Rest der Welt war nicht organisiert, nicht gebildet, verfügte über keine industrielle Macht und diente lediglich als Rohstofflager, welche von den westlichen Kolonialmächten geplündert wurden.

Man hat sich dermassen daran gewöhnt, dass ein paar westliche Staaten grosse Teile der Erde beherrschen, dass man die grossen Entwicklungen im Rest der Welt – im Globalen Süden – verschlafen hat. Die wirtschaftliche, gesellschaftliche und militärische Macht von Riesen wie China, Indien und Russland werden dennoch noch heute vom Westen noch komplett unterschätzt. Man wähnt sich immer noch als Herr im Hause.

Friedrich Merz ist ein Paradebeispiel für Hybris: Er steht einem Land mit 83 Millionen Einwohnern vor, welche (bis auf den Mittelstand und die Handwerksbetriebe) das Arbeiten verlernt haben, deren Wirtschaft am Abgrund steht und dennoch plustert er sich auf wie eine Henne und möchte Russland militärisch die Stirn bieten, nachdem die Russen die gesamten NATO Streitkräfte in den letzten drei Jahren zerlegt hat. Nun versteigt sich Merz noch dazu, gegen ihren Kolonialherrn Trump Front zu machen.

Friedrich Merz steht sprichwörtlich für diese Haltung des Kollektiven Westen. Donald Trump als Präsident jenes Landes, das von vielen Europäern als unkultiviert angesehen wird, scheint der erste zu sein, der die Zeichen der Zeit erkannt hat. Seine geopolitische Kehrtwende hat wohl auch damit zu tun, dass er erkannt hat, den Globalen Süden – vor allem China, Russland und Indien – als Mitbewerber ernst zu nehmen. Das ist ein weiser Entscheid. Die Oberflächlickeit der Amerikaner hat – wie alle Eigenschaften – immer eine Kehrseite: Ich kenne kein Land, das sich schneller neu erfinden kann. Ob die Kehrtwende in diesem Sinne nachhaltig sein wird, kann ich nicht beurteilen, aber seine Gegner nicht zu unterschätzen, ist meines Erachtens die Grundlage allen Erfolgs.

Die Grundlagen für einen nachhaltigen Erfolg

Industrielle Produktion

In Teil 1 haben wir dargestellt, mit welchem Traumstart die USA ihren Hegemonenstatus spätestens nach dem 2. Weltkrieg begonnen hatten. Einer der Grundpfeiler war der Umstand, dass die USA 70% der industriellen Weltproduktion im eigenen Land hatten. Diesen Vorteil, welcher meines Erachtens der Grundpfeiler von geopolitischer Macht darstellt, wurde spätestens mit Präsident Clinton kurzsichtig und fahrlässig aus der Hand gegeben. Die Amerikaner waren der Meinung, dass man die Welt auch ohne die industrielle Vorherrschaft kontrollieren könne. Mit NAFTA, einem Freihandelsabkommen mit Kanada und Mexiko, war der erste Schritt. Man überliess es zuerst den Mexikaner und den Kanadiern industrielle Güter für die Herren in den USA herzustellen und verlegte dann immer mehr Produktion nach Asien, speziell nach China, das in den letzten 30 Jahren zur Fabrik der Welt wurde. Waren es anfangs noch low-tech Produkte, sind wir heute am Punkt angekommen, dass die komplexesten Güter praktisch nur noch in China – und auch anderen asiatischen Ländern, wie etwa Indien, Vietnam etc. – hergestellt werden.

Apple etwa produziert ein Top-iPhone angeblich für rund USD 10.-. Die Arbeitskosten und alle Kosten, inklusive Komponenten liegen unter USD 500.-. Verkaufspreis in den USA ca. USD 1’500.-. Die Herstellungskosten in den USA würden ein Vielfaches betragen. Der Grund, warum es praktisch ausgeschlossen sein wird, etwa die Produktion des iPhones in die USA zu verschieben, sind vielfältig, aber ein grosses Argument ist mit Sicherheit, dass das industrielle Know-How in den USA nicht vorhanden ist.

Viele denken, dass Apple nur aufgrund der tiefen Kosten in China produziert. Dem widerspricht jedoch Tim Cook, CEO von Apple, gleich selbst. Es seien nicht die tiefen Arbeitskosten, warum Apple dort produziere, denn die Arbeitskosten seien nicht mehr tief in China. Es sei das Know-How, das den Ausschlag gebe. In den USA würde es gar nicht genügend ausgebildete Menschen geben, welche diese Produkte herstellen könnten.

Quelle: Youtube

Als zweites Beispiel seien hier Autos erwähnt. Die Zeiten, wo die chinesischen Autos nur im Billigsegment die Nase vorne hatten, sind bereits vorbei. Ein gutes Beispiel ist etwa ein chinesischer SUV, welcher ein deutsches Modell ins Visier nimmt: Der Li 9: Kostenpunkt ca. USD 60’000.-, wohlgemerkt mit Vollausstattung. Stellt man sich auf der Webseite der BMW-Schweiz einen gutausgestatten BMW X7 zusammen, so kommt man auf ca. USD 170’000.-. Jetzt werden viele argumentieren, die Qualität des BMW sei sicherlich besser. Dem ist gemäss Vergleichstest nicht so.


Quelle: Youtube

Selbstverständlich ist der LI-9 in der Schweiz oder in Deutschland nicht käuflich – da muss man nach Russland. Russen lieben schöne Autos und deutsche Politiker haben den Chinesen seit drei Jahren die Türe zum Riesenreich offengehalten – in Moskau wimmelt es von LI-9.

Li-9 – lehrt die deutsche Autoindustrie das Fürchten

Industrielles Know-How

In den USA läuft der Untergang der Industrie seit Jahrzehnten, in Europa meint man, immer noch dabei zu sein. Wenn es etwa das Ziel der deutschen Regierung war, die deutsche Industrie zu zerstören, so sind sie in den letzten Jahren einen Riesenschritt weitergekommen. In der deutschen Autoindustrie sind 770’000 Menschen beschäftigt, gemessen am Umsatz ist sie die mit Abstand grösste Industriebranche des Landes. Davon wurden 2024 bereits 19’000 Stellen verloren gegangen. Der negative Trend hält an, die Aktienkurse zeigen dies. In den letzten 12 Monaten verloren VW 16.9%, Mercedes 17,6%, Porsche 20%, BMW 24%. Der DAX hingegen gewann 26%.

Hält der Trend der De-Industrialierung an, so geht industrielles Know-How verloren. Die betroffenen Bevölkerungen verlieren somit die Fähigkeiten, eine Industrie zu betreiben. Dieser Umstand kann nicht dadurch gelöst werden, dass man einfach Gelder in die Industrien investiert, denn die Industrie weiss immer weniger, was sie mit diesen Investitionen überhaupt anstellen sollten.

Dass dies nicht ein Anfangstrend ist, sondern katastrophale Konsequenzen hat, zeigt eine Studie, welche sich jeder westliche Wirtschaftspolitiker an die Wand nageln sollte. Das Australian Strategic Policy Institute, das teilweise vom australischen Militär finanziert wird und somit sicherlich nicht pro-chinesisch handelt, zeigt bedenkliche Zahlen, in dem es einen Critical Technology Tracker mit 64 aktuellen, kritischen Technologien entwickelt hat. Der neueste Bericht ist vom August 2024. Er zeigt, dass die USA zwischen 2003 und 2007 bei 60 von 64 Technologien führend waren. China war nur bei 3 Technologien führend. Zwischen 2019 und 2023 waren die USA bei nur 7 Technologien führend, während China bei 57 Technologien führend war – darunter Halbleiterchip-Herstellung, Gravitationssensoren, Hochleistungscomputer, Quantensensoren und Raumfahrttechnologie.

Dies ist eine katastrophale Entwickllung für den Kollektiven Westen. Jetzt muss man sich fragen, wie dieser Trend aufgehalten oder gewendet werden kann.

Bildung

Technologien, welche danach in der Industrie implementiert werden und somit zu besseren und preiswerteren Produkten führen, können nur entwickelt werden, wenn die Menschen einen hohen Bildungstand haben. Ich bin kein Bildungsexperte, habe aber in der Schweiz meine Schulzeit verbracht, an der Universität Zürich studiert, bevor ich an einer der besten Universitäten in den USA (Georgetown) studiert habe. Mein Sohn ging in der Schweiz in die Schule, der Sohn meiner Lebenspartnerin in Moskau und ich hatte in Russland einmal 45 Angestellte. Was habe ich erlebt und beobachtet?

Das Schweizer Bildungssystem gilt als eines der besten und ich denke, dass ich an der Universität Zürich vor gut 35 Jahren eine gute Ausbildung erhielt. Die amerikanischen Spitzenuniversitäten (Harvard, MIT, Stanford etc.) führen seit ich mich erinnern kann jedes globale Ranking an. Eine Handvoll Universitäten geben jedoch nicht den Ausschlag, wenn man den Bildungsstand eines Volkes von 340 Millionen beurteilen möchte. Die mangelhafte Ausbildung der Durchschnittsamerikaner ist legendär.

Als ich vor über 30 Jahren an der Georgetown University in Washington, D.C. meinen Master in Recht absolvierte, das sind Lehrgänge, welche von Anwälten belegt werden, die das Studium bereits abgeschlossen haben und über ein paar Jahre Berufserfahrung verfügen, war ich einigermassen überrascht, dass die Universität eine «legal writing clinic», (dt. Klinik für juristisches Schreiben) anboten, welche die Arbeiten der Studenten sprachlich überarbeiteten. Die gestandenen amerikanischen Juristen hatten Mühe, sich klar in ihrer Muttersprache auszudrücken. Sonderbar und bedenklich. Das war vor über 30 Jahren.

Bezüglich Primarschule konnte ich feststellen, dass mein Sohn in den ersten Jahren der Primarschule in Zürich ein Ferienlager besuchte. In den Primarschulen in Russland ist die Ausbildung der Kleinen um ein Vielfaches strenger – 2 bis 3 Stunden Hausaufgaben pro Tag sind keine Seltenheit. Das hat sicherlich auch damit zu tun, dass die Kleinen eine Sprache erlernen müssen, welche ungleich komplexer ist als etwa Deutsch oder Englisch. Das führt zum Ergebnis, dass die frühe intellektuelle Ausbildung in Russland den Schülern einen wohl nicht aufzuholenden Vorsprung gibt. Ähnliches höre ich aus China.

Ich hatte eine Firma in Russland für über 10 Jahre. Das intellektuelle Niveau aller Mitarbeiter war atemberaubend. Ich wage zu behaupten, dass ein gut motiviertes russisches Team jedes vergleichbare Team in der Schweiz schlägt; das hat mit dem Intellekt, aber auch damit zu tun, dass die Russen hungriger sind als die Westler.

Die oben erwähnte Studie aus Australien ist nicht nur Indiz, sondern Beweis, dass die Chinesen die Amerikaner nachhaltig geschlagen haben. Russlands Waffentechnologie ist in breiteren Schichten im Westen spätestens seit «Oreshnik» legendär. Dieses neue Waffensystem zeigt, dass Russland dem Westen in der Raketentechnologie und auch bezüglich Metalllegierungen möglicherweise für Jahrzehnte überlegen sein wird. Letztlich ist die Entwicklung solcher überlegenen Waffen eine Konsequenz eines überlegenen Bildungssystems.

Ich glaube nicht, dass ich mich weit aus dem Fenster hinauslehne, wenn ich behaupte, dass dieser Krieg der Welten schlussendlich von jenen Ländern oder Blöcken gewonnen wird, welche über die stärkere Industrie verfügen. Grundlagen einer gesunden Industrie ist Know-How und letzteres bedarf neben Rohstoffen Bildung.

Bildung, deren Aufbau und Ausbau sind Projekte, welche viele Jahrzehnte Zeit und Geld bedürfen. Weiter muss das Volk – Mütter und Väter – davon überzeugt sein, dass die Ausbildung der Kinder prioritär ist. Dies wiederum bedarf einer selbstsicheren Gesellschaft, die an die eigene Zukunft glaubt. Wenn ich an die frustrierten Gesichter in Europa denke und an die kurzsichtig agierenden Amerikaner, sind das keine guten Voraussetzungen, um in diesem Marathon gute Karten zu haben – ganz im Gegensatz zu den Gesellschaften im Globalen Süden.

Fazit

Ich habe im 1. Teil dieser Serie geschrieben, dass diese Serie ein Bild mit einem breiten Pinsel male. Ein Potpourri von historischen und gegenwärtigen Fakten und Eindrücken, unterbrochen von einem Sturm von Ereignissen, die mit der Amtseinführung von Präsident Trump losgetreten wurden. Vor ein paar Jahren hätte eine einzelne Neuigkeit dieser Art für das Stocken des Atems der Weltbevölkerung gereicht, aber dafür hat die Menschheit gegenwärtig gar keine Zeit mehr, denn am nächsten Tag schlägt die nächste Bombe ein.

Trotz des breiten Pinsels und der stürmischen geopolitischen Wetterverhältnisse lassen sich meines Erachtens die grossen Trends durchaus ablesen; Trends, welche gesetzt sind und sich auch durchaus wieder ändern können, jedoch nur dann, falls riesige nachhaltige Anstrengungen unternommen werden, verbunden mit der Bereitschaft in Dekaden statt Quartalen zu denken – eine Stärke des Globalen Südens, nicht wirklich des Kollektiven Westens.

Der Kollektive Westen, den wir im 1. Teil beschrieben haben, ist zurzeit in keinem Zustand, die Welt zu seinen Gunsten zu formen. Das beginnt bereits mit der Geschichtsschreibung, welche im Westen betrieben wird. Die komplett falsche Darstellung der Weltkriege 1 und 2 lässt den Kollektiven Westen zwar gut aussehen, aber Kleider machen nur solange Leute, bis die Garderobe erneuert werden muss, was jetzt der Fall ist. Die behauptete Stärke des Westens beruht eben auch auf geschichtlichen Lügen, Mythen und auf Hybris. Falls die Menschen im Kollektiven Westen ein Geschichtsbewusstsein hätten und die Fakten kennen würden, wären sie weniger von Hybris getrieben und hätten bessere Chancen in diesem Wettbewerb, denn eine realistische Selbsteinschätzung ist der Grundstein des Erfolgs.

Es ist China zu verdanken, das seit den Achtzigerjahren viele Länder des Globalen Südens motivierten, und damit diese Region zum Powerhouse formten. Die Strategien, welche implementiert wurden, zielen auf Erfolge in hundert Jahren ab. Weiter hat das durch den Westen verursachte Zusammengehen Chinas mit Russland eine Allianz geformt, welche komplementärer nicht sein könnte.

Der gegenwärtige Sturm, das Aufbäumen Europas, ist laut, aber weder nachhaltig noch zielführend, denn er beruht auf Destruktion statt Konstruktion. Man wettert gegen Russland und China und ist dumm genug, sich sogar gegen die USA zu stellen. Friedrich Merz hat keine Reputation, Kokain zu konsumieren, aber sein Verhalten würde eine solche Diagnose stringent erscheinen lassen. Er tut alles, das einst grossartige Deutschland vollends an die Wand zu fahren, anstatt sich um die Gesellschaft und die Wirtschaft zu kümmern – schlechte Aussichten.

Vergleicht man die Art wie Exponenten der verschiedenen Seiten kommunizieren, so fällt auf, dass die beiden wichtigsten Exponenten des Globalen Südens – China und Russland – die Ruhe selbst sind, ganz im Gegensatz zu den Führern des Kollektiven Westens. Es ist wie im richtigen Leben: Schreihälse haben schlechte Karten.

Irgendwann wird der Westen realisieren, dass Einfluss und Erfolg auf Bildung, Know-How, Industrie, gesellschaftlichem Zusammenhalt und stabilen Finanzen beruht. Dies erreicht man mit einem Plan der über Jahrzehnte konsequent implementiert werden muss, der einer friedlichen Revolution gleichkommt. China und Russland haben dies vorgemacht, China seit 1980, Russland seit 2000. Solche konstruktiven Anstrengungen werden über die Vormacht entscheiden, nicht Bomben.

Der Krieg zweier Welten hat begonnen – Teil 5

32 Kommentare zu „Der Krieg zweier Welten hat begonnen – Teil 5

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert