Iran, Transsibirischer Express, China und Europa. Die Reisepläne von Peter Hänseler
In diesem Sommer ist Reisen angesagt. Ich erfülle mir damit einige Träume, deren Realisierung ich schon seit Jahren nachhänge. Ich reise in den Iran, fahre mit dem Transsibirischen Express nach Wladiwostok, besuche Peking, Xiang und Shanghai. Danach treffe ich viele gescheite Leute in Europa und spanne aus. Folgen Sie mir in einer Vorschau auf meinen geplanten Reisen um die halbe Welt.
Peter Hänseler
Einleitung
Ich mag mich noch gut erinnern, als ich 1997 das erste Mal nach Russland reiste und mich Kollegen – Experten ohne Ahnung – vor diesem bösen Riesenreich warnten. Ich würde möglicherweise sogar umgebracht.
Heute lebe ich in Russland, erfreue mich bester Gesundheit und bin sicher, bedeutend mehr über die Welt gelernt zu haben als all diese Warner, welche ihrerseits wohl auf einschlägigen Golfplätzen rumstehen, in grausig möblierten Ferienhäusern rumhängen, über gute alte Zeiten sinnieren, und dabei in Leitmedien wie der NZZ ihre verkrusteten Weltbilder zu bestätigen versuchen, obwohl diese immer mehr von der Realität eingeholt und überholt werden.
Iran
Der Iran hat im Westen ein Imageproblem wie etwa Russland – darum kommen diese Verbrecher auch so gut miteinander aus. Auch im Iran herrscht das Böse und auch dort leben die unterdrückten Menschen in einem Unrechtsstaat[MOU1] , der rückständig ist, unsere Freiheit im Westen bedroht und den Terror auf der Welt fördert. – Wirklich?
Ich werde acht Tage im Iran weilen und Menschen treffen, um zuzuhören und zu lernen. Meine Erfahrung zeigt, dass Zuhören bedeutend mehr bringt als Propaganda und Halbwissen gebetsmühlenartig zu wiederholen.
Es wäre vermessen, Iran mit einem Kurzbesuch verstehen zu wollen. Das ist unmöglich. Auch nach 27 Jahren Russland kenne ich nur gewisse Fakten und kann Russland und sein Verhalten heute besser einschätzen und einordnen.
Das Ziel dieser Iran-Reise ist es, einen ersten Eindruck zu erhalten, um als Geopolitiker Fakten und Ereignisse besser einschätzen zu können. Ich freue mich riesig auf mir noch völlig unbekannte Gesprächspartner und bin genauso gespannt wie Sie auf Land, Leute und Kultur.
Transsibirischer Express
Nach meiner Rückkehr aus dem Iran, werde ich mit dem Zug von Moskau nach Wladiwostok reisen. Das sind unglaubliche 9’288 Kilometer – sechs Tage Zugreise mit sage und schreibe 145 Haltestellen.
Ich werde alleine reisen. Masha lehnte eine Zugreise von sechs Tagen dankend ab. Sie fuhr mit diesem Zug als Dreizehnjährige von Moskau nach Tschita. Sie fand es langweilig, denn es war keine Ferienreise, sondern ein Familienbesuch in Südostsibirien, über den andere entschieden hatten – schlappe 6’200 km Langeweile. Auf eine solche Idee könne ohne Not nur ein Schweizer kommen – das lasse ich als Schweizer so im Raum stehen.
Diese Reise hat mehrere persönliche Ziele für mich. Ich möchte am eigenen Leib die Grösse dieses Landes erfahren. Eine meiner längsten Autoreisen in Russland hat mich vor ein paar Jahren nach Kursk gebracht – 600 km – ein Katzensprung in Russland. Wir sind stundenlang durch Sonnenblumenfelder gefahren und spürten die unendlichen Weiten dieses Landes. Mit einem Zug über 9’000 km zu fahren, wird mir persönlich wohl die wirkliche Grösse dieses Riesenreiches bewusster machen.
Was tut einer auf einer solchen Fahrt? Ich werde schlafen, aus dem Fenster gucken, lesen und schreiben. Ich hoffe auf die Inspiration des Alleinseins.
China
Ein paar Tage Peking, dann die Terrakottaarmee in Xiang besuchen, um nach ein paar anschliessenden Tagen in Shanghai nach Zürich zu fliegen.
Europa
Im Juli und August werden wir Europa bereisen, einfach Zeit und Gegebenheiten geniessen und in verschiedenen Städten Menschen treffen, die ich über den Blog – meist schriftlich – kennengelernt habe.
Unser Blog zwingt mich, das täglich Gelesene in eine strukturierte Form zu bringen, die für einen Dritten verständlich ist und sich von einem Stammtischgespräch deutlich unterscheidet.
Beim Schreiben exponiert man sich, wenn man einen Artikel mit einem Fazit abschliesst, was ich regelmässig tue. Es bedarf grosser Sorgfalt, um von der Vergangenheit eigener falscher Schlüsse nicht eingeholt zu werden. Zudem ist es eine sehr einsame Tätigkeit, welche Disziplin verlangt. Komplexes so zu beschreiben, dass es verständlich ist, ohne banal zu werden, ist ein Anspruch, der mich oft an meine Grenzen bringt. Meine zweistündigen Spaziergänge sorgen regelmässig dafür, dass ich wieder meine Mitte finde, denn Verstehen ist eines – dies auf Papier zu bringen etwas ganz anderes.
Die grösste Dividende meines Tuns ist, dass ich viele interessante Menschen kennenlerne, die sich bei mir melden. Das Niveau unserer Leser erstaunt mich immer wieder. Viele davon sind viel gebildeter als ich und echte Experten zu Themen, die ich behandle. Sie kritisieren und geben mir Hinweise, zeigen neue Aspekte auf und laden zu Diskussionen ein. Mit einigen entwickelten sich zuerst ein Briefwechsel und dann Freundschaften – wie mit meinem Mitautor René Zittlau. Diese Rückmeldungen sind für mich sehr wichtig.
Wir werden somit im Sommer reisen, sinnieren, träumen, staunen und lernen. Wir werden weniger am Schreibtisch sitzen, aber uns dennoch mit neuen Artikeln zu wichtigen Themen und persönlichen Eindrücken melden, wenn auch wohl nicht ganz so häufig.
Bleiben Sie uns gewogen.
Wir wünschen Ihnen einen grossartigen Sommer!
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