Vier Tage bis zur Eröffnung von BRICS – zwei Termine des russischen Präsidenten an einem Tag

Gestern, am 18. Oktober 2024 fanden in Moskau zwei öffentliche Termine des russischen Präsidenten Wladimir Putin zum Thema BRICS statt. Zuerst hielt er eine Rede zur Eröffnung der Plenarsitzung des Wirtschaftsforums BRICS in Moskau und stand dann in Ogariowo führenden Medienvertreter der BRICS-Staaten Rede und Antwort.

René Zittlau

Pressegespräch mit den führenden Vertretern der BRICS-Medien. Quelle: Kreml

BRICS als neues ökonomisches Schwergewicht

Naturgemäß befasste sich Wladimir Putin bei seiner Rede vor den Wirtschaftsvertretern mit ökonomischen Aspekten. Er verglich anhand von statistischen Daten die BRICS-Gruppe mit den G7-Staaten.

So hob er hervor: Das gemeinsame BIP der BRICS-Staaten beträgt mehr als 60 Billionen Dollar und übersteigt das BIP der G7-Länder. Der Abstand wächst weiter, da das Gesamtwachstum der BRICS für dieses Jahr auf vier Prozent geschätzt wird, was deutlich über dem Wachstum der G7 liegt.

BRICS repräsentiert 45 Prozent der Erdbevölkerung, die G7 hingegen knapp 10 Prozent. 33 Prozent der Erdoberfläche gehören zu BRICS, zur G7 dagegen 16 Prozent. BRICS erwirtschaftet 36 Prozent des BIP der Welt, die G7 inzwischen nur noch 29 Prozent. Bemerkenswert auch die folgende Zahl: BRICS steht für 39 Prozent der Industrieproduktion der Welt, im Vergleich dazu die G7 nur noch für 31 Prozent.

Der russische Präsident hob dabei hervor, dass sich das Wachstum der BRICS-Staaten vor allem speist aus führenden Positionen in vielen Einzelposten, die für die Gesamtentwicklung entscheidend sind. Konkret nannte Wladimir Putin folgende Zahlen:

BRICS erzeugt 44 Prozent der Weltweizenproduktion, die G7 lediglich 19 Prozent. Bei Reis lauten die Zahlen: BRICS 54 Prozent, 2,4 Prozent G7.

Bei der Erzeugung wichtiger Rohstoffe sehen die Zahlen so aus: BRICS produziert 74 Prozent des Aluminiums, die G7 fünf Prozent. Bei Palladium lauten die Werte: 77 zu 7 zugunsten von BRICS. Und noch eine wichtige Zahl: BRICS fördert 28 Prozent des Golds, die G7 nur 12 Prozent.

Wir werden morgen in einem separaten Beitrag alle Zahlen zu BRICS und dessen Potential mit weiteren Mitgliedern publizieren.

Worum geht es bei BRICS?

Beim nachfolgenden Treffen mit den Medienvertretern der BRICS ging der russische Präsident auf die politische Situation um BRICS ein.

Die Eingangsfrage nach Anzeichen für Veränderungen für und durch BRICS in der Welt, beantwortete Wladimir Putin so: Anzeichen für Veränderungen sind die Formierung neuer Zentren der Entwicklung, vor allem im Globalen Süden, in Südostasien und Afrika. Das sich daraus ergebende positive Wachstum zeigt sich in China, Indien, Russland, Saudi-Arabien, vor allem jedoch in Südostasien und Afrika. Dort auch bedingt durch den hohen Nachholebedarf sowie das hohe Bevölkerungswachstum. Diese Faktoren werden in der Folge zu wachsendem politischen Einfluss führen. Er verwies dabei auf die ökonomischen Fakten, die er vor dem Wirtschaftsforum BRICS dargelegt hatte.

Der russische Präsident legte Wert auf die Tatsache, dass BRICS sich nie gegen irgendjemanden stellte. Er erinnerte an die Worte des indischen Ministerpräsidenten Modi, dass BRICS nie antiwestlich war und ist, BRICS jedoch auch nicht westlich ist. Diese Vereinigung von Staaten arbeitet auf der Basis von gemeinsamen Ansichten und Werten und in diesem Sinne wird sie auch in Kasan arbeiten.

BRICS – ein Zusammenschluss auf Augenhöhe

Eine Bemerkung Wladimir Putins macht deutlich, wie ernst innerhalb der BRICS die Gleichberechtigung der Partner genommen wird.  

„BRICS besteht heute aus zehn Ländern. Jedes dieser Länder ist für die Weltgemeinschaft und natürlich auch für eine Vereinigung wie die BRICS von Interesse und Wert. Jedes dieser Länder hat seine eigene Kultur, seine eigene Geschichte, seine eigenen Vorteile in der globalen Arbeitsteilung, und die Interaktion mit diesen Ländern ist für alle BRICS-Mitglieder von Interesse.“

Präsident Putin, 18. Oktober 2024

Und weiter an gleicher Stelle:

„Wenn neue Akteure auftauchen, wenn neue Teilnehmer auftauchen und sie Vollmitglieder einer internationalen Organisation sind, bringen sie natürlich etwas Eigenes mit. Einerseits ist es sehr wichtig, dass sie die Grundsätze berücksichtigen, nach denen BRICS gegründet wurde, und zwar von drei Ländern. Der erste Schritt wurde von Russland, Indien und China unternommen, wir haben es gemeinsam getan, wir haben das RIC [Russland – Indien – China] in St. Petersburg gegründet. Dann begann sich das Ganze auszuweiten. Aber auf der anderen Seite müssen alle Mitglieder der Organisation die Interessen der neuen Mitgliedsstaaten respektieren.“

Präsident Putin, 18. Oktober 2024

Der Westen erzwang die finanzielle Neuordnung der Welt

Viele erwarten auf dem BRICS-Gipfel entscheidende Beschlüsse zu der sich entwickelnden neuen Finanzordnung der Welt. Wladimir Putin ging darauf ein, worin die Ursachen dieser Entwicklung lagen:

„Was die Finanzen betrifft. Ja, nicht wir haben den Dollar als Universalwährung aufgegeben, sondern man hat uns seine Verwendung verweigert. Jetzt werden 95 Prozent des gesamten russischen Außenhandels mit unseren Partnern in nationalen Währungen abgewickelt. Verstehen Sie, sie haben es mit ihren eigenen Händen getan. Sie dachten, es [Russland] würde zusammenbrechen. Nein, nichts ist zusammengebrochen.

Unser Handel mit China wird zu 95 Prozent in Rubel und Yuan abgewickelt. Übrigens verwenden wir den Yuan auch im Zahlungsverkehr mit Drittländern, was zur Stärkung des Yuan als internationale Währungseinheit beiträgt. Es ist nicht so, dass China irgendjemandem schaden will, nein, es tut niemandem etwas Böses an, es ist einfach so, wie die Dinge sind, wie die Umstände sind.“

Präsident Putin, 18. Oktober 2024

Amerikanische Waffen in Asien und die Frage ukrainischer Atomwaffen

Bezug nehmend auf die schwierige internationale Situation betonte Wladimir Putin, die Stationierung amerikanischer Waffen in Asien führt zu einer Anheizung der Spannungen in der Welt und stellt eine Bedrohung der Russischen Föderation und Chinas dar. Wörtlich sagte er: „Sie [die USA] schaffen zusätzliche Spannungsherde, sie verlegen sehr ernstzunehmende Waffen, die die Länder der Region bedrohen, einschließlich China, und Russland».

Zur Situation um die Ukraine wiederholte der Präsident den bereits in der Vergangenheit zu verschiedenen Gelegenheiten vorgetragenen Standpunkt Russlands:

„Die politische Führung der heutigen Ukraine, das habe ich schon oft gesagt, noch bevor die Krise in die heiße Phase ging, hat schon damals, relativ milde formuliert, aber dennoch gesagt, dass die Ukraine Atomwaffen haben soll. Eine solche Drohung wird eine angemessene Reaktion der Russischen Föderation hervorrufen. Ich kann sagen: Russland wird dies unter keinen Umständen zulassen.»

Präsident Putin, 18. Oktober 2024

Fazit

Es ist nicht möglich, alle angeschnittenen Fragen beider Termine in einem kurzen Artikel anzureißen. Doch die Art, wie der russische Präsident auf die hier angesprochenen Themen eingeht, zeigt auf, wie sich BRICS in der Suche nach Lösungen von anderen internationalen Zusammenschlüssen unterscheidet.

Die gegenseitige Wertschätzung der Partner, der Respekt voreinander und der Wille, tatsächlich gemeinsame Lösungen zu kreieren, erschweren manche Entscheidungsfindungen und erfordern Geduld. Doch man darf vermuten, dass die dann gemeinsam erstrittenen Lösungen deutlich nachhaltiger wirken werden.

Wir sind gespannt darauf, was Kasan der Welt bringt und verweisen unsere Leser auf unsere Beiträge zu BRICS in den letzten Tagen: «BRICS soll in einem geopolitisch explosiven Umfeld scheitern – so der Plan der USA» und «Kasan – die Stadt des BRICS-Gipfels«.

In den nächsten zwei Tagen werden Artikel zu den Zahlen von BRICS und zu einem neuen Zahlungssystem folgen, bevor wir am Montag nach Kasan abreisen.

Vier Tage bis zur Eröffnung von BRICS – zwei Termine des russischen Präsidenten an einem Tag

8 Kommentare zu „Vier Tage bis zur Eröffnung von BRICS – zwei Termine des russischen Präsidenten an einem Tag

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