Kasan-Gipfel: Sicherheitsvorkehrungen in geopolitisch gefährlichen Zeiten
Die Sicherheitsvorkehrungen am Gipfel von Kasan sind ein Zeichen dafür, dass man in diesen Zeiten mit allem rechnen muss. Es wäre nicht auszumalen, was ein Anschlag für Schaden anrichten würde. Die Russen wissen das und handeln dementsprechend.
René Zittlau
Das Umfeld des BRICS-Gipfels
Wir leben in einer Welt, die politische Großereignisse zuallererst mit dem Blick auf die Sicherheit seiner Teilnehmer definiert: In welchem weltpolitischen Umfeld bewegen wir uns mit der Veranstaltung? Welche Botschaften will der Veranstalter mit dem Ereignis über den eigentlichen Zweck hinaus noch an Botschaften transportieren? Wer kommt? Wen könnte die Durchführung der Veranstaltung stören? Folglich: Wer ist in welchem Maße durch wen gefährdet?
Erst nach der Beantwortung dieser und noch vieler weiterer Fragen wird eine Entscheidung über den Austragungsort getroffen, verbunden mit der Klärung weiterer Fragen, wie die Anreise der Gästen, ihre Unterbringung, Essensgewohnheiten der Gäste und viele andere Fragen mehr.
Einmal getroffene Entscheidungen werden aus allen möglichen Blickwinkeln wieder und wieder überprüft, bewertet, auf Grund neuer Informationen und Erkenntnisse verworfen und möglicherweise sogar ein neuer Austragungsort definiert.
Das Ringen um die richtige Entscheidung betrifft sowohl politische als auch sicherheitspolitische Stellen und zu einem erheblichen Teil die Sicherheitsorgane insgesamt. Mit letzteren sind gemeint Polizei, Zoll, Geheimdienste, Armee, keiner ist da ausgenommen. Sie sind es, die mit den getroffenen Maßnahmen das Maximum an Sicherheit der Staatsgäste, ihre physische Sicherheit zu garantieren haben.
Dabei haben sich die dazu notwendigen Einschränkungen für alle anderen Teilnehmer und Gäste – technisches Personal, Journalisten, Anwohner usw. – in einem erträglichen Rahmen zu halten. Auch wenn sich die Interessen der Letztgenannten in jedem Falle unterzuordnen haben, so sind die möglichen Reaktionen dieser Personengruppe dennoch zu berücksichtigen, wirken sie doch direkt und indirekt über die verschiedensten Medien und somit die Öffentlichkeit auf den Veranstalter zurück. Mit teilweise schwer absehbaren Folgen.
Eine Erinnerung an den G8-Gipfel in Heiligendamm
Es gibt Medien im Westen, die sich über die in Kasan getroffenen Sicherheitsmaßnahmen lustig machen. Hier wird zweierlei Maß angelegt. Denn zum einen wird nicht darüber berichtet, was dieses extreme Niveau an Sicherheit überhaupt erforderlich macht und welchen Anteil daran die westliche Politik hat.
Zum anderen wird tunlichst verschwiegen, dass es trotz all dieser Maßnahmen in Kasan keine zugeschweißten Gullideckel gibt, die inzwischen bei einem Besuch des amerikanischen Präsidenten im eigentlich befreundeten Deutschland Standard sind. Es gibt auch keine auf Eskalationsdominanz ausgelegten sichtbare Maßnahmen wie Stacheldrahtverhaue oder bis an die Zähne bewaffnete Sicherheitskräfte, wie z.B. zum G8-Gipfel in Heiligendamm. Dort wurde der Tagungsort, der so schon abgelegen liegt, durch einen 13 Kilometer langen und 2,50 Meter hohen Sicherheitszaun abgesperrt.
Sicherheit in Kasan
All die obigen Überlegungen im Vorfeld eines politischen Großereignisses wurden selbstredend auch hinsichtlich des BRICS-Gipfels in Kasan durchgespielt und letztlich die Entscheidungen getroffen. Und so haben sich alle Teilnehmer und Gäste mit den Realitäten zum Komplex Sicherheit zu arrangieren.
Sie äußern sich darin, dass praktisch jede Kreuzung und Einmündung in Kasan mit Polizei besetzt ist. Polizei sichert in gleicher Form auch die 25 Kilometer Straße vom Stadtzentrum zum Flughafen. Ihr Auftreten ist dabei bestimmt, jedoch keinesfalls aggressiv. Sie versucht, die Einschränkungen möglichst zu minimieren, und so wird ein schnelles Ein- und Aussteigen aus dem Taxi am Hotel trotz eigentlich bestehendem Halteverbot toleriert.
Im unmittelbar am Flughafen gelegenen Kongresszentrum ist das Media-Center von BRICS untergebracht, also der Arbeitsort der angereisten Journalisten. Wie die Hotels so ist auch das Kongresszentrum mit Sicherheitstechnik wie an einem internationalen Flughafen ausgestattet und kann nur der offiziellen BRICS-ID-Card betreten werden. Die Kontrollen selbst werden dabei teils deutlich gründlicher durchgeführt.
Von Realitäten wie in Heiligendamm ist Kasan meilenweit entfernt, ohne durch das Fehlen dieser ein geringeres Sicherheitsniveau zu bieten.
Fazit
Wir verwiesen in unseren letzten Artikeln auf die Bedeutung der BRICS-Staaten. Sie stellen inzwischen ökonomisch und in wesentlichen Punkten auch politisch die bedeutendste Staatengruppe der Welt dar. Es ist selbstverständlich, dass zur Absicherung ihrer Treffen alle notwendigen Maßnahmen getroffen werden und der Tagungsort mit Einschränkungen leben muss. Das dies trotz aller Notwendigkeiten auch ohne Extreme machbar ist, dafür kann Kasan durchaus als Beispiel dienen.
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